Singer-Songwriter Kae Sun vor seinem Münchner Konzert
Zurückhaltend und mächtig präsent
Es ist sein erstes Mal in Deutschland, aber es ist nicht so, dass er keine Vorstellung von Deutschland hätte. "Meine Eltern haben sich in Deutschland kennengelernt", sagt Kae Sun (30), in Kanada aufgewachsener Sohn ghanaischer Eltern. "Sie haben dort gemeinsam gelebt, und meine älteren Geschwister sind dort geboren." In Dortmund lebte die Familie. Mit der Kultur sei er daher ein bisschen vertraut, sagt er, er habe schon viel von Deutschland gehört.
Und in diesen Tagen hört Deutschland das erste Mal von ihm. Seinen ersten Auftritt überhaupt in Deutschland hatte er in Bayreuth, was auch damit zusammenhängt, dass Bayreuth in ganz Europa einer der wichtigsten Orte für die Vermittlung afrikanischer Kultur und Wissenschaft ist. Derzeit ist Kae Sun noch in Berlin, am Freitag (21.2.2014) wird er in München zu hören sein.
Kae Sun ist ein ausgezeichneter Vertreter des neuen Afrikas, das nicht in erster Linie mit Hunger, Krieg und dem Versagen ganzer Staaten in Verbindung gebracht werden will. Der 30-Jährige lebt in Toronto, ist sozusagen in Ghana daheim und in der Welt zu Hause.
Was sich auch in der Musik zeigt. "Afriyie" heißt sein jüngstes Album, in Twi, einer der vielen ghanaischen Sprachen, heißt das in etwa "glückliche Ankunft". Es war der Name seines Großvaters. Heute trägt ihn Kae Sun in die Welt - auch als Hoffnung eines Kontinents im Aufbruch. Was ihn daran so begeistert: "Afrika ist nicht nur der Kontinent, sondern auch eine Perspektive, die viel von der Popkultur beeinflusst wurde und wird."
Kae Sun lässt sich gerne von den Traditionen seiner Vorfahren inspirieren, das Ergebnis sind Songs, die er mit elektronischen Beats unterlegt. Eine Musik, die im kleinen Rahmen, von Kae Sun allein an der Gitarre vorgetragen, genauso funktioniert wie auf YouTube - Kae Sun setzt auf Zusammenarbeit, auf Vernetzung mit Künstlern anderer Genres. In der Hochglanzversion offenbart mancher Song wahre Hitqualität - Stücke wie "Ship and the Globe" oder "Black Star Rising" beispielsweise sind absolut radiotauglich.
In München wird Kae Sun ohne Videos, ohne elektronische Begleitmusik zu erleben sein, allein an der verstärkten akustischen Gitarre. Scheint zu passen. Kae Sun macht auf den ersten Blick einen zurückhaltenden, fast schon schüchternen Eindruck. Ein Eindruck, der sich schon nach den ersten Tönen eines Konzerts verflüchtigt. Eine so präsente Stimme hört man nicht jeden Abend. "Das wird eine sehr intime Angelegenheit", verspricht Kae Sun.
Kae Sun gibt sein München-Konzert am Freitag, 21. Februar 2014, um 20 Uhr in der Black Box im Gasteig. Infos hier.