Tanz Pony, tanz!
Können die Franzosen nur noch verspielten Elektropop? Knapp ein Jahr ist es her, dass Phoenix den Grammy für das beste Alternative-Album in die Hand gedrückt bekamen. Das Genre ist momentan angesagt, das haben auch „Pony Pony Run Run“ aus Nantes gemerkt. Für die Franzosen könnte es momentan besser nicht laufen: Das Debütalbum ist raus, die erste Single ging bisher 150.000 Mal über den Ladentisch, die Band wird in der Indieszene gehyped. Auf ihrer Konzert-Tour machten sie auch im Atomic Café Halt.
Der Club ist gut gefüllt an diesem Abend. Vorab liefert die deutsch-kanadische Combo „Wrongkong“ soliden Elektropop als musikalischen „Amuse-Oreille“. Die Band und vor allem Frontsängerin Cyrena Dunbar versucht im (hoffentlich nicht echten) Pelzmäntelchen und mit Ball in der Hand (Wieso eigentlich? Eine Antwort bleibt sie schuldig…), das Publikum anzuheizen. Das gelingt nicht wirklich, was aber nicht an „Wrongkong“, sondern vielmehr an den lethargischen Zuhörern liegt.
Dann ist es so weit: Die Band betritt unter mäßigem Beifall die Bühne. 2005 lernten die Brüder Gaëtan (Gitarre/Gesang) und Amaël (Bass) ihren künftigen Pianisten Antonin kennen. Er war damals eigentlich Gitarrist, sattelte aber für die Ponys auf Keyboard um. Heute beherrscht er sein neues Instrument meisterlich, ganz gleich ob er in die Tasten haut oder mit Filigranem bezaubert. Man verzeiht ihm sogar, dass er an einer Stelle des Konzertes das für einen Indieschuppen wie das Atomic ziemlich unpassende „Show Me Love“ von House-DJ Antoine in einen Song einfließen lässt. Dieses Pony hat sich eine Disco-Kugel umgeschnallt und galoppiert irgendwo zwischen Pop- und elektronischen Sphären.
Dazu kommt die Lightshow: es blitzt, es blinkert, jeder Epileptiker hätte bei so viel Strobo einen Anfall bekommen. Sänger Gaëtan trägt übrigens während des kompletten Auftritts eine Sonnenbrille - Ist ja auch ziemlich hell in so einem Club.
Trotzdem ist es insgesamt eine großartige Show, einzig das Publikum macht Sorgen. „Dansez, s’il vous plaît!“ Immer wieder fordert Gaëtan die Menge zum Tanzen, Springen oder wenigstens Mitklatschen auf. Zu behaupten, er hätte damit nur auch nur begrenzt Erfolg, wäre eine maßlose Übertreibung. Wo bleibt die Begeisterung, wo die Eskalation? Die Münchner lassen sich nicht mitreißen. Man kann die Band, die eine mehr als passable Show liefert, fast schon bemitleiden.
Erst bei „Hey You“, der ersten Singleauskopplung, taut das Indievolk langsam auf. Offensichtlich ist das der erste und einzige Song, den der Großteil des Publikums überhaupt kennt. Egal, langsam kommt Bewegung in die Masse, vereinzelt tanzt sogar der ein oder andere. Leider etwas spät, denn kurz darauf ist das Konzert bereits vorbei. „Pony Pony Run Run“ sind in guten anderthalb Stunden durch das mit neun Songs plus Zugabe relativ kurze Set getrabt.