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S. Rudat in "Shame you What!?". Foto: Oliver Stroemer

Freischwimmen meets Rodeo: Noch bis zum 15. Oktober 2022 geht in München ein Doppelfestival der freien Szene für Tanz, Theater und Performance über die Bühne. Wir sahen uns am Auftakttag um.

Vielleicht wurde S. Rudats Produktion "Shame you what!?" auch deswegen ziemlich an den Anfang des Festivals gestellt, weil es zur Corporate Identity des gemischten Doppels von Münchner "Rodeo"-Festival und netzgewirktem "Freischwimmer" passt. Ob Flyer, Programmbuch oder Stofftasche, ein jedes Mitbringsel ziert die Grafik eines Fabelwesens, zusammengesetzt aus zwei unterschiedlichen Tieren. Etwa aus Hund und Ente.

Ähnlich hybrid kam S. Rudat rüber, mit seinem oder ihrem Nebeneinander von Ernsthaftigkeit und Klamauk, von Gekonntem und Geklampften, von Überdrehtsein und Melancholie, von Zitat und Tiefflug. "Shame you what!?" ist ein womöglich von bewusstseinserweiternden Mitteln getriebenes, an ein Publikum gerichtetes Selbstgespräch.

Mit zunächst hohem Andock-Potenzial. Das Gefühl der Scham kennt oder kannte zumindest jeder einmal. Jeder kann etwas damit anfangen, wenn S. Rudat in einer Collage aus Songs, Clownerie und Performance darüber referiert, was Scham, also das Gefühl, verachtet zu werden, auslösen kann.

Viele Zutaten rührt Rudat da zusammen, Diskriminierung, sexuelle Orientierung, geschlechtliche Identität (deren Grenzen die weibliche Kunstfigur S. Rudat verschwimmen lässt), Gewalt und Erziehung, Liebe und Abhängigkeit. Man verliert die Orientierung, weiß irgendwann nicht mehr, auf welchem weltweiten Problemfeld man sich gerade befindet. Oder ob überhaupt. Vielleicht tut man ja gerade keinen Blick in die weite Welt, sondern nur ins verstörte Innenleben der Künstlerin?

Es kann sogar passieren, dass es einen nicht mehr interessiert. Die Performance ist manchmal lustig, oft zu laut. Und sie ist viel zu lang für das wenige an Substanz. In 100 Minuten hat man aber wenigstens ordentlich Buße getan, sollte man denn Grund zum Schämen gehabt haben.

Das Programm wird fortgesetzt wie folgt: