Eine Kurzgeschichte von Maria Levina

Geh einfach durch

von kulturvollzug

Grenze und Einladung zugleich. Bild: Maria Levina mit ChatGPT 40

Diese Kurzgeschichte fokussiert einen Moment zwischen Bühne und Wirklichkeit. Sie zeigt auf, dass es manchmal nur eines Schrittes bedarf, um eine Grenze zu überschreiten: ob zwischen Zuschauerraum und Bühne oder zwischen Alltäglichem und Magischem.

In "Geh einfach durch" folgt man einem Kind, das genau diesen Schritt wagt. Es ist neugierig, mutig – und plötzlich mittendrin in einer Welt, die den Meisten sonst verborgen bleibt.

Was als kleine Geschichte beginnt, entfaltet sich zu einer poetischen Annäherung an Kunst, Bewunderung und das Menschliche hinter der großen Geste.

Von Maria Levina

Der letzte Ton erklingt, schnell die Treppen runter, zwei Treppenstufen auf einmal, immer schneller. Aus dem 5. Rang runter, zum Orchestergraben, dran vorbei, die Tür ist noch offen, rein da.

Der Schritt wird langsamer, es ist geschafft. Hoffentlich achtet jetzt keiner zu sehr auf sie - wird schon gut gehen.

Sie ist zehn, klein, rundes Gesicht, lange Nase, kurze Haare, die wild durcheinander sind durch das Laufen. Ihr Blick ist wach, voller Neugierde. Sie ist hinter der Bühne, sie hat sich rein geschmuggelt. Es ist Pause.

Sie steht in einem langen Gang, er ist voller Tänzer. Da sind sie, nutzen ihre 30 Minuten vor dem zweiten Akt. Sie geht auf eine Ballerina zu, die ihr am nächsten steht, stellt sich vor:

"Hallo, ich bin Ida."

"Hallo, ich bin Maja".

"Geben Sie mir ein Autogramm?" Ida zieht eine kleine Karte hervor.

"Wie bist du denn hier hinter gekommen?"

"Durch die Tür."

"Natürlich."

Maja lächelt und unterschreibt: Plissezkaja.

Veröffentlicht am: 25.07.2025

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