Mahlers Sechste weltmeisterlich - die BR-Symphoniker unter Mariss Jansons

von Volker Boser

Ein Abend, der erneut zeigte, was für ein Verlust es für das Münchner Konzertleben ist, dass der Chefdirigent der BR-Symphoniker aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten muss. Steht Mariss Jansons am Pult, dann trumpft nahezu immer das Orchester wie ein Weltmeister auf. So auch diesmal.

Selten hat man in der Philharmonie Mahlers sechste Symphonie derart überzeugend gehört: die unbarmherzig pochenden Marschrhythmen des Kopfsatzes, die lyrischen Kontraste im Andante, die gespenstisch tänzerischen Momente des Scherzo – das alles wurde mit grandioser Nachdrücklichkeit präsentiert.

Ohne Zweifel gehört Mariss Jansons mittlerweile zu den bedeutendsten Mahler-Dirigenten unserer Zeit. Und das Orchester hat seit Rafael Kubelik hier sogar noch an Kompetenz hinzugewonnen. Dabei ist die Sechste in ihrer strukturellen Vielfalt alles andere als leicht zu bewältigen.

Doch Jansons hat ein geradezu traumwandlerisch sicheres Gespür dafür entwickelt, wie die vielen unterschiedlichen Stimmungen zu bündeln sind. Jede Tempo-Modifikation ergab Sinn. Selbst der fast eine halbe Stunde dauernde Schlusssatz fiel nicht auseinander. Müsste man etwas bemäkeln, dann höchstens die aus dem Hintergrund des Raumes allzu laut dazu gespielten Herdenglocken – der Komponist wollte, dass sie „sehr diskret behandelt“ werden. Sei´s drum. Ein außergewöhnliches Konzert.

 

Veröffentlicht am: 08.05.2011

Über den Autor

Volker Boser

Volker Boser ist seit 2010 Mitarbeiter des Kulturvollzug.

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