Mehr wunderlich als Wunder: La Brass Bandas DVD über ihren Auftritt im Circus Krone ist eine aseptische Hochglanzproduktion
[caption id="attachment_343" align="alignright" width="225" caption="Auf dem richtigen Weg? - La Brass Banda, wie sie auch auf dem Cover der DVD zu sehen sind. Foto: Trikont"][/caption]Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: La Brass Banda sind das Beste, was der Musik in Bayern in den letzten Jahren passieren konnte. Ein Volksmusik-Punk-Techno-Pop-Ereignis mit drei Blechbläsern, Schlagzeug und Bass, originell, einzigartig und völlig eigenständig. Die Band ackerte sich barfüßig und in Lederhosen durch Wirtshaussäle und Jugendzentren, veröffentlichte zwei phänomenale Alben, die sogar im Ausland mit offenen Mündern bestaunt wurden, und machte im vergangenen Herbst ihr Meisterstück: Dreimal Circus Krone in München, dreimal ausverkauft – das Wunder aus dem Chiemgau war perfekt. Doch was kam dann?
Einer dieser drei denkwürdigen Abende, der vom 23. Oktober 2009, ist nun als Live-Mitschnitt auf DVD erschienen, gefilmt im Auftrag des Bayerischen Rundfunks und arrangiert von Regisseur Marcus H. Rosenmüller. Es stellt sich die Frage, ob diese Hochglanzproduktion wirklich den Weg aufzeigt, der für La Brass Banda in die Zukunft führt.
Recht hübsch ist das (auch schon live auf einem Screen über der Bühne) gezeigte Artwork. Eine Art schwebende Banda-Wunderwelt aus Alpen und Moderne, mit einem stilisierten Circus Krone, der wunderlich dazwischen thront als wäre er ihr Neuschwanstein.
Doch die DVD hat das Problem, das fast alle Konzertmitschnitte von guten Live-Bands haben: Live-Power auf der Bühne ist noch lange nicht Live-Power aus der Konserve. Der stark das Perkussive betonende Sound der Band reißt im Konzert mit, aus dem Player wirkt er manchmal dünn. Und es wird auch nicht klar, wozu es acht Kameramänner und einen Starregisseur gebraucht hat. Das ständige Herumfliegen mit dem Film-Kran, das verkünstelte, ruckartige Hin- und Herzoomen und die absichtlich verwackelten Bilder wirken wie ein ganz normaler Konzertfilm auf MTV aus den 90ern, der den „Rockpalast“ aus den 80ern imitieren will. Man ist hier ständig nah dran an den Schweißperlen auf der Stirn von Trompeter Stefan Dettl – und doch weiter weg von der Band als auf einem der hintersten Plätze im Krone.
Gegen Ende, nach „Ringsbleame“, bleibt Dettls Trompete auf den heiligen Bühnenbrettern des Krone liegen und versinkt langsam in Blumen und Konfetti. Das wäre ein Bild gewesen, auf dem die Kamera hätte verweilen können, um dem Zuschauer mal die Gelegenheit zu geben, über die Band und den wunderbaren Wahnsinn, den sie ausgelöst hat, nachzudenken. Doch die Kamera hält mal eben eine Sekunde drauf, bevor sie weiterhetzt. La Brass Bandas große Stärke war und ist, sich den üblichen Regeln des Musikgeschäfts nicht zu unterwerfen. Bei diesem Auftritt und in diesem Film haben sie es leider getan.
La Brass Banda: „Live im Circus Krone München“ (DVD bei Trikont). Live zu sehen unter anderem am 20.7. in Burghausen, am 23.7. in Ansbach, am 30.7. in Passau und am 15. und 16. Oktober wieder im Münchner Circus Krone.