Konkurrenz der Hörgeräte: András Schiff kämpft im Herkules nicht nur mit Noten
Beinahe wäre alles schief gegangen. Schon nach zwei Minuten unterbrach der ungarische Pianist András Schiff seinen Klavierabend, den er unter das Motto „Variationen“ gestellt hatte, weil ihn ein unangenehmer Pfeifton nervte: „Wenn schon, dann bitte in der richtigen Tonart“, brummelte er, spielte Mozarts B-Dur-Variationen KV 500 zu Ende und verließ dann mit der Bemerkung: „Heute ist ein komischer Tag“ endgültig das Podium des Herkulessaals.
Erst nachdem die Ursachen des Übels, zwei konkurrierende Hörgeräte, entdeckt waren, ließ sich András Schiff erweichen, weiterzumachen. Doch der Faden war gerissen. Mendelssohns „Variations sérieuses“ und Haydns herrliche f-Moll-Variationen wurden zwar engagiert, aber mit angezogener Handbremse musiziert.
Dass es keine Klangwunder geben würde, wussten erfahrene Klavier-Begeisterte schon vorher. Stattdessen servierte András Schiff trotz des vermasselten Beginns eine Menge an Einsichten, vor der Pause bei Schumann, danach vor allem zu Beethovens „Diabelli“ – Variationen. Er spielte sie, wie einst Rudolf Serkin, ruppig, unwirsch, mit scharfen Kontrasten und grimmigem Humor. Und in Schumanns letzter Komposition, den „Geistervariationen“, gelang es ihm sogar, ein wenig bedeutendes Stück wie ein Meisterwerk glänzen zu lassen.