Dann macht es Bumm! Auftakt der Fußball-WM in Augsburg

von Jan Stöpel

Die Tänzerinnen bitten zum Ball: "Die Abseitsfalle" in Augsburg. Foto: Nik Schölzel

Mit einer Revue startete Augsburg am Roten Tor in die Fußball-WM der Frauen, die am Mittwoch, 29. Juni, mit der Partie Norwegen in der Fuggerstadt gegen Äquatorialguinea dann auch sportlich beginnt.  "Die Abseitsfalle" war mitunter eher  ein Blick in die Vergangenheit als in die Zukunft des Fußballs, die ja laut DFB-Präsident Theo Zwanziger weiblich sein soll, bunt, meistens unterhaltsam, nicht ohne Klischees.

Männer können einparken, laufen schneller, sie sind aggressiver, gewandter am Ball - und wissen im Unterschied zur Frau an sich, was Abseits ist. Auf der Freiluftbühne am Roten Tor müssen die Frauen dem Moderator Günther Koch daher schon mal zeigen, was eine Harke ist - und wie die Abseitsregel funktioniert. In Szenen wie dieser zeigt sich, dass der Frauenfußball in der Wahrnehmung des gemeinen Fußball-Fans eben längst noch nicht auf Augenhöhe rangiert.

Die Handlung der von Marcel Keller inszenierten Show ist schnell erzählt. Tänzerinnen und Schauspielerinnen des Theaters Augsburg bilden ein Fußballteam, das ein entscheidendes Spiel bestreitet. Männliche Kollegen fungieren mal als Theo Fünfundzwanziger, mal als Betreuer oder Macho-Fans. Günther Koch kommentiert das Ganze und kann nur immer wieder von Zuschnappen der Abseitsfalle berichten.

Eingestreut sind Gespräche mit echten Fußballerinnen. Mit den Spielerinnen vom TSV Pfersee etwa, oder mit den Veteraninnen vom FC Hochzoll (einen Spielbetrieb der Alten Herren gibt es, aber traut sich jemand, von Alten Damen zu schreiben?), die 1970 als eine der ersten Mannschaften im Bayerischen Fußballverband in den regulären Spielbetrieb gestartet waren - mit Aktiven, die zuvor noch nicht ernsthaft gegen den Ball getreten hatten. Da konnte sich der alte Charmeur Koch verneigen wie er wollte: Die Augenhöhe mit den Männern kann man in solchen Remineszenzen natürlich nicht entdecken. Das ist vielmehr so kurios, als wollte man mit Männern sprechen, die noch in der Zeit spielten, da Fußball von Turnlehrern noch als "Fußlümmelei" geschmäht wurde.

Mit Liedern von Tina Turner, Nirvana, Lokalmatador Roy Black verband die Band von Adrian Sieber die Episoden der Revue, gut eingestellt und in präzisem Timing, aber mit dem immerselben Arrangement. Und so viele knackige Songs hat Michael Jackson nicht geschrieben, als dass man "Beat it" mit Bläsersätzen versoßen müsste. Die überhaupt guten Tänzerinnen hatten bei diesem Song aber ihren Glanzauftritt: Schöne Choreographie, eine Eleganz in der Bewegung, die bei den Männern derzeit allenfalls Lionel Messi erreicht.  So war's auch insgesamt in der Show: Nicht alles klappte, manchmal verlor die Show ihr Tempo, aber immer wieder gab es lustige, unterhaltsame, ja anrührende Elemente, auch wenn so mancher Akteur gerade in der Kunst des Gesangs oder gar Raps hörbar an seine Grenzen stieß. Wie Ulrich Rechenbach als Zeugwart eine Spielerin anhimmelt, war aber beeindruckend. "Sie sieht mich einfach nicht" von Xavier Naidoo sang er. Und es hätte trotz Mikroproblemen schlimmer kommen können - etwa, wenn er stattdessen "Dieser Weg wird ein steiler sein" hätte singen müssen.

Am Ende zeigt sich, dass eine Abseitsfalle nur so lange zuschnappt, wie der Assistent mit der Fahne wedelt und der Hauptschiri pfeift. Die Mädels schießen ein Tor, fangen sich eins ein, erzielen abermals eins und dürfen einen Pokal in die Höhe recken. Dazu singen sie Celine Dions "My Heart will go on". Und so mancher gab es zu. Nicht dass Frauenfußball ebenso klasse ist wie Männersport; nein, vielmehr, dass der Song zwar kitschig, aber in passender Atmosphäre doch ganz schön ist, irgendwie. Aber da machte es dann auch schon "bumm". Nicht mehr wie noch kurz zuvor im seinerzeit bekannten Song über den Müller Gerd, sondern zum Finale am Augsburger Nachthimmel. Mit einem Feuerwerk hieß auch die Fuggerstadt die besten Frauenteams der Welt willkommen.

"Die Abseitsfalle" wird wiederholt am 2., 7., 8., 12., 14., 16. und 23. Juli. Die nächsten Termine auf der Freiluftbühne sind: Il Trovatore von Giuseppe Verdi am 3. Juli, ein Gala-Konzert mit Anna Maria Kaufmann am 29. Juli. Das Sonderkonzert "Länderspiel" steigt am 6. Juli auf dem Rathausplatz, "Noten sind rund" folgt am 10. Juli in der Stadthalle Gersthofen, mit "Alle Menschen werden Brüder" folgt ebendort das große symphonische Finale zur WM. Das sportliche Programm in Augsburg: Mittwoch, 29. Juni, 15 Uhr, Norwegen – Äquatorialguinea; Samstag, 2. Juli, 14 Uhr, DVR Korea – Schweden; Dienstag, 5. Juli, 18:15 Uhr, England – Japan; Sonntag, 10. Juli, 13 Uhr, Viertelfinale: Sieger Gruppe C – Zweiter Gruppe D.

 

Veröffentlicht am: 27.06.2011

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