Was sucht Jazzer Maximilian Geller in der Volksmusik? Seine neue CD "Alpenrosen" jodelt im 5/4-Takt

von Clara Fiedler

Maximilian Geller. Foto: Fine Music

„Alpenrosen“ betitelte der Schweizer Saxofonist Maximilian Geller seine neue Platte. Im Gepäck hat er jedoch ein paar hochkarätige Jazz-Kollegen und einen brasilianischen Percussionisten.

Durchaus, man erkennt sie wieder, die Musiker, die man kennt: Pianist Walter Lang, der Lyrische mit diesen weiten, melodischen Linien, Peter Tuscher an der Trompete, wie immer mit einer Prise Humor, Drummer Hajo von Hadeln, der Jazzbaron, flexibel und swingend und nicht zuletzt Maximilian Geller mit seinem wärmenden Saxofonsound. Aber man fragt sich dann doch: Was zur Hölle suchen die in der Volksmusik? Die Frage, die sie sich gestellt haben, ist vielleicht: Was haben Jazz und Volksmusik gemeinsam? Einen Imageschaden auf jeden Fall. Denn das eine gilt landläufig als der Job von Hansi Hinterseer, und das andere als intellektuelle Spinnerei. Dann gab es Louis Armstrong, der auf die Frage, ob Jazz Volksmusik sei, geantwortet haben soll: „Jede Musik ist Volks-Musik. Oder hast Du jemals ein Pferd ein Lied singen gehört?“

 

Maximilian Geller. Foto: GLM Music

Wo er Recht hat, hat er Recht. Und siehe da, es gibt diese Glanzstücke, wo ein paar Jazzmusiker, ein brasilianischer Percussionist und Herbert Pixner am Akkordeon es fertig bringen, auf der Basis dieser einfachen Melodien ein mit Septimen und Nonen getränktes, bisweilen lateinamerikanisch groovendes Heimatgefühl vermitteln. Die Instrumentalstücke sind wunderbar ruhig und fließend. Das Akkordeon, das einen sehr vertraut klingenden Jodler spielt, wird vom Sambarhythmus fast schon unterstrichen, anstatt verfremdet, gelegentlich kommt die Steeldrum zum Einsatz, Walter Langs sehr variationsreiches Klavierspiel bietet ohnehin Raum für eigentlich fast jeden Stil. Dann sind da diese herzigen Melodien, von denen man denkt „Hey, das kenn’ ich!“, nur, dass man es jetzt auch im 5/4-Takt kennt.

Völlig deplatziert wirkt leider die Sängerin Lisa Wahlandt. Die Stimme ist einfach zu rund, zu virtuos, ja, es klingt komisch, aber die Frau ist zu perfekt. Der Versuch einer Fusion von Scat-Gesang und Jodler funktioniert nur bedingt.

Die CD "Alpenrosen"

Es ist keine Platte, die man in eine Schublade stecken kann. Allen Interessenten sei empfohlen: Reinhören! Denn ein Zielpublikum lässt sich hier wirklich nicht festlegen. Das ist generell ein Maximilian-Geller-Thema: Man spielt Oper, Bossa, Mozart. Es klingt immer nach dem, was es ursprünglich war, und auch immer sehr jazzig. Wer sich darin findet, ist schwer vorherzusagen, es gilt, auszuprobieren.

Maximilian Geller (mit Walter Lang, Thomas Stabenow, Hajo von Hadeln, Lisa Wahlandt): "Alpenrosen" (erscheint am 22. Juli 2011 bei Fine Music)

 

Veröffentlicht am: 22.07.2011

Über den Autor

Clara Fiedler

Redakteurin

Clara Fiedler ist seit 2011 beim Kulturvollzug.

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