Ganz ohne Rocker-Allüren: Pete and the Pirates im Münchner Atomic Café
Gute Laune im Atomic Café: Pete and the Pirates spielen in München. Vier hagere Jungs namens Empire Escape machen als Vorband den Anfang. Sie kommen aus Hamburg, der Brutstätte der deutschen Bands. Der Sänger erinnert verdächtig stark an Ian Curtis von Joy Division. Die Stimme, tief und maskulin, ist eine Erholung neben all den Justin Timberlakes unserer Zeit. Auch mit dem Hang zur Düsterheit kommt Empire Escape dem vorsichtigen Vergleich bei. Viel fröhlicher wird es mit Pete and the Pirates.
Spätestens ab "Mr. Understandig" ist die gute Laune eingekehrt, einige fühlen sich gar zum Pogen hingerissen, was das kleine Atomic gleich in Stimmung versetzt. Nach langer Zeit wieder einmal eine völlig unprätenziöse Band, ganz ohne Rocker-Allüren. Allesamt sehen sie aus wie Computerfreaks, nur beim Schlagzeuger drängt sich das Bild von Titanic-Leonardo di Caprio auf. Sänger Tommy Sanders moderiert nicht allzu euphorisch durch den Abend, das muss ja auch nicht immer sein. Die Musik selbst bringt die Leute zum Tanzen. Schade nur, dass der Sound etwas übersteuert ist und die Songs damit in ihrer sowieso schon lärmigen Neigung die Ohren des Publikums strapazieren.
Ein Wort noch zum Atomic Café: Der Club ist ja eher als Party-Zentrum der Nachkommenschaft von Münchens Schickeria bekannt. Am Mittwoch aber war die Stimmung erstaunlich entspannt. Es fanden sich überwiegend Normalsterbliche ein, für die Overdressing zum Glück nicht infrage kam.
Sarah Hilgendorff