Aus dem Ärmel geschüttelt, und keiner schämt sich: "Huss und Hodn" im Regensburger Gloria
Die Nachricht hatte sich schnell verbreitet: Die Kölner Rapper Huss und Hodn spielen in Regensburg. Hunderte Hip-Hop-Fans aus allen Richtungen waren ins Gloria, eine der schönsten Locations der Republik, geströmt und erlebten einen intelligent-rotzfrechen und chilligen Abend.
Das ehemalige Kino wurde von den Betreibern zu einem großartigen Club umgebaut, der keine Wünsche offen lässt. Umwerfende Technik, liebevolle Details und äußerst sympathisches Personal haben dafür gesorgt, dass sich das Gloria in kürzester Zeit etablieren und seine Vielseitigkeit unter Beweis stellen konnte. So auch an diesem Abend. Sogar aus München oder Oberfranken sind einige hochkarätige Jungs angereist, unter anderem Michi Kuchar (Follow the white Rabbit), Markus Mönig von Main Concept und Stefan Eichner, besser bekannt als "Das Eich".
Das Konzept des Gloria ist einfach und gut. Es gibt eine Arena und einen Balkon. Unten steigt die Party, oben wird gechillt. Bars gibt es überall, also kann der Spaß losgehen. Wer über 18 ist bekommt ein Bändchen und darf geistvolle Getränke erwerben. Die Jüngeren berauschen sich mit Cola und Currywurst.
Dann geht es los. Zwei aus Lokalmatadoren bestehende Vorbands namens "Demograffics" und "Klassic Joints" heizen dem gut gelaunten Publikum mächtig ein, die Kapuzen und Mützen grooven mit. Allgemeines Kopfnicken macht sich breit. Kameramänner projizieren das Geschehen auf diverse, einzeln bespielbare Leinwände, indem sie unter anderem die Hände der DJ's in Nahaufnahme zeigen. Zwischendurch sorgt der aus den Staaten stammende Gloria-Türsteher Mike Jones höchstpersönlich für die Moderation diverser Battles zwischen aufstrebenden Regensburger Rappern. Hierbei kommen lustige, aber auch fiese Reime beim gegenseitigen Dissen zwischen jeweils zwei MCs ans Tageslicht. So reagiert einer der beiden Abendsieger, Olli Molli, auf einen arg bemüht daherrappenden Debütanten mit dem Reim "Du bist nicht aus Regensburg, du bist ein gottverdammter Regenwurm." Der andere Gewinner heißt übrigens David Sommerer.
Dann endlich betreten die beiden Hauptpersonen des Abends die Bühne: Kurt Hussel und Hulk Hodn aus Köln, die bis vor kurzem "Huss & Hodn" hießen, inzwischen aber darauf bestehen, "Retrogott & Hulk Hodn" genannt zu werden. Sehr lässig wippt und rappt Retrogott Huss auf die begeisterte Menge ein, umwerfend scratcht und mixt Hulk Hodn die Beats, die sich in den Magen, die Ohrmuscheln und das Herz wummern. Cool werden zwischendurch die Hits rausgehauen und das Publikum bildet einen peitschenden Chor zu den krassen und herzerfrischend bösartigen Versen vom Retrogott. Wie bei vielen Rap-Songs werden virtuelle Konkurrenten beleidigt, aber ausnahmslos intelligent und rotzfrech. Alles nach dem Motto: "Jetzt schämst du dich". Bei "Hurensohnologie" gehen alle komplett ab und singen einstimmig "Was mich bei dir an Josef Goebbels erinnert, is: du machst einen auf hart, aber bist eigentlich behindert."
So schüttelt der MC einen Reim nach dem anderen aus dem Ärmel und wirkt dabei so entspannt, dass man sich fragt, wie er wohl privat drauf ist. Vermutlich ähnlich wie auf der Bühne. Gewitzt, verschmitzt und blitzschnell. So wie sein DJ. Der zum Schluss noch eine coole Nummer auflegt und die Zuhörerschaft in ein gechilltes Reich voller kluger Reime entlässt. Und keiner schämt sich.
Moses Wolff