"Theater der Leere" im Schwere Reiter: In Dorns Rüstung in die Zukunft taumeln
Solche Begrüßungen liebt man: „Hier findet nichts statt. Schön, dass Sie da waren.“ Leere Worte in einem leeren Theater? Der Schwere-Reiter-Raum war jedenfalls übervoll bei der Uraufführung „Theater der Leere“ von Katrin Dollinger und Kai Schmidt. Die beiden Dramaturgen aus der freien Szene haben in ihrem gemeinsamen Projekt Ideen zur Zukunft der Staats- und Stadttheater in eine witzig-intellektuelle „postdramatische Doku-Groteske“ umgeformt.
Was wäre, wenn die großen Theatergebäude durch Zuschauerschwund irgendwann leerstehen? Was fängt man dann mit ihnen an? Und wie geht es dem Staatstheater-Schauspieler Calvin Schmidt, der in seiner Ritterrüstung nach Dieter Dorns Abschiedsinszenierung „Käthchen von Heilbronn“ im Resi anno 2011 versehentlich in einem Requisitenschrank eingesperrt blieb und nach 35 Jahren in eine Zukunft taumelt, die er nicht kennt?
Marcus Calvin war elf Jahre in Dieter Dorns Resi-Ensemble - jetzt ist er frei und spielt in Augsburg den „Tartuffe“. Er hat viel von seiner Biografie in die Figur des Calvin Schmidt eingebracht, der nun verzweifelt seine Identität und eine Aufgabe sucht. Die Geschichte bleibt eine dramaturgische Kopfgeburt, ziemlich surreal und ohne stringente Handlung, aber zwischen Calvin und Partnerin Susanne Schroeder - mal als Geliebte, mal als strenge Coaching-Therapeutin - gibt es reichlich komische Szenen voller Dialogwitz und amüsanter Theater-Anspielungen.
Gelegentlich flüchtet der verunsicherte Calvin an den Klavier-Tresen, hinter dem Komponist Michael Emanuel Bauer mit staubtrockener bayerischer Lakonie Hilfe weiß, wenn das Spielzeug-Taxi zur nicht mehr exakt erinnerten Heimadresse bezahlt werden muss. Er ist es auch, der am Ende die ultimative Lösung verkündet und das Publikum mit dem Countdown zur Sprengung des Theaters verscheucht.