Orchester Jakobsplatz zum Rosch ha-Schana
Im Dreivierteltakt ins neue Jahr
Vor zwei Wochen begann nach dem jüdischen Kalender das Jahr 5773. Mittlerweile ist es Tradition, dass das Orchester Jakobsplatz im Hubert-Burda-Saal die Saison mit einem Neujahrskonzert eröffnet.
Dirigent Daniel Grossmann hat sich auch diesmal auf die Musik von Jacques Offenbach kapriziert, der als Sohn eines Kantors in Köln geboren wurde. Eine gute Idee, schließlich hat Wien zwar seine Sträuße, aber den Dreivierteltakt nicht gepachtet.
Die beiden Mini-Operetten, mit denen Offenbach einst sein eigenes "Théàtre des Bouffes-Parisiens" eröffnete, bereiteten weder dem Orchesterchen noch den engagierten Sängern - Talia Or, Kevin Conners, Dean Power, Tim Kuypers - besondere Mühe. Man spürt, dass der Komponist noch auf der Suche war und jedem simplen Einfall gierig aufsaugte.
Dennoch machte sich gute Laune breit, vor allem auch, weil Daniel Grossmann nicht nur effektgeiles Posieren unterließ, sondern mit wohldosierter verbaler Ironie die nichts sagenden Handlungsstränge vorab aufzuwerten verstand.
Zwischen den Musikstücken berichtete der Schweizer Journalist und Schriftsteller Michel Bergmann aus seiner Kindheit, die er in Frankfurt am Main verbrachte: Erinnerungen an Rosch ha-Schana, den Neujahrstag, an Bubenstreiche, liebenswert in Pointen verpackt, die eher leises Schmunzeln als den lauten Lacher provozierten. Auch hier stimmte die Dosierung. Ein Abend, der auf wunderbar unauffällige Weise unterhielt - und immer auch ein wenig nachdenklich stimmte.