Mareike Mikat inszeniert Anne Nather
Nirgendwo im Wald
"Wer sich im Wald trifft, bei dem hat das Schicksal zugeschlagen." Sagt Elsie, als sie wie das siebte Geißlein aus der Standuhr springt. Denn "Im Wald ist man nicht verabredet", sagt die Autorin Anne Nather in ihrem Stück, das Mareike Mikat auf der Kleinen Bühne des Volkstheaters inszenierte.
In einem Waldhaus wartet der kranke Simon auf den Tod, mit dem er heftig kokettiert. Sein Bruder Anton betreut ihn und bastelt an einer nie fertig werdenden Riesenskulptur. Da hinein purzelt Elsie, die naiv und neugierig ausprobiert, wo in der Welt ihr Platz sein könnte.
Den Gang zwischen den Zuschauern macht Mareike Mikat (Regie und Bühne) zum synthetischen Zauberwald: Von der Decke hängen Streifen aus Nadelgrün und fantasievoller Plastikflaschen-Deko. Elsie wirbelt Simon und Anton auf, flirtet hemmungslos mit beiden, was Eifersucht erzeugt, erzählt von Filmen, die sie kennt, bemuttert die Jungs, und weiß doch nicht, was sie will. Sie springt genauso willkürlich und unentschlossen hin und her wie die Autorin zwischen den Märchenmotiven: Andersens rote Schuhe, Rotkäppchens Fresskorb, aus Aschenputtels Ballkleid rieseln Sterntaler. Simons Parka-Kapuze wird mit Geheul zum Werwolfskopf. Führt aber alles nirgendwo hin.
Die Darsteller spielen mit Verve wilde Verfolgungsjagden, Rennen, Kämpfe, Tänze. Oliver Möllers zynischer Simon wird in einer Liebesszene - rittlings auf dem Uhrkasten - ganz schön lebenslustig. Leon Pfannenmüller zeigt Anton als sympatischen Looser, der zuletzt kneift und sich an seinem Kotflügel-Kunstobjekt festhält. Mara Widmanns Elsie überzeugt lebhaft und launisch als gute Fee, die zum Ball der schlechten Herzen entfleucht. Leiden findet die Autorin nur schwer zum Schluss - ein sinnloser sozialkritischer Begriffs-Katalog macht die Melange aus vielen losen Enden mit 100 Minuten deutlich zu lang.
Volkstheater, Kleine Bühne, 17., 18., 19., 30. März, 8., 14., 15. April 2013, 20 Uhr, Tel. 089/523 46 55