„Die Mona Lisa in München“ im Valentin-Karlstadt-Musäum
Hundert Gesichter (und ein Hintern) einer rätselhaften Frau
Sie ist für alles gut. Die Ikone der abendländischen Kunst, die Mona Lisa, muss alles mitmachen, auch den größten Blödsinn. Seit ihrer Erschaffung durch Leonardo da Vinci vor mehr als 500 Jahren wird das berühmteste Gemälde der Welt immer wieder kopiert, zitiert, verfremdet, umrätselt, verunstaltet, attackiert, für alle möglichen und unmöglichen Zwecke verwendet.
Das Porträt der so seltsam lächelnden Dame ist erschienen als Tier, als Puppe, als Schiff, als Berg. Es musste für Briefmarkenserien ebenso herhalten wie für Etiketten von Käse, Wein oder Spaghetti. Und natürlich taucht es, in allerlei Abwandlungen, immer wieder auf in Filmen, Fernsehsendungen, Dokumentationen, Postkarten und auf Plakaten. Beispielsweise hat sich Frank Zappa nicht nur auf der Kloschüssel, sondern auch mit dem Konterfei der Mona Lisa porträtieren lassen. Jetzt kann man die Rätselhafte sogar im Biedermeierkleid bewundern, postiert vor den Münchner Domtürmen.
Mit diesem Poster wird für eine Ausstellung in einem der beiden Isartortürme geworben. Dort hat Volker Barth die ausgefallensten Stücke seiner Sammlung ausgebreitet. Seit 1972 betreibt er das unmgewöhnliche Hobby. Nicht etwa, weil er diese Frau so schön findet, sondern weil ihn das Erotische ebenso wie das Madonnenhaft-Mütterliche fasziniert hat.
Als Anlass für seine Ausstellung hat er auch ein passendes Jubiläum entdeckt: Am 21. August 1911 war das damals schon unschätzbar teure Bild aus dem Louvre gestohlen worden. In Verdacht gerieten sogar Pablo Picasso und der Dichter Guilaume Apollinaire. Am 12. Dezember 1913, also vor bald hundert Jahren, tauchte die herausgeschnittene Leinwand in Florenz bei einem Kunsthändler wieder auf. Der Dieb, der italienische Anstreicher Vincenzo Peruggia, kam vor Gericht mit einer milden Strafe davon.
Seither sprengte der Mona-Lisa-Kult alle Grenzen des guten Geschmacks, wurde zeitweise zur Hysterie. Darüber machte sich wiederum der Dada-Künstler Marcel Duchamp lustig, indem er der lächelnden Dame auf seiner Rekonstruktion einen Schnurrbart verpasste. Damit aber begann der Rummel erst richtig. Barth kann es dokumentieren: Da erscheint die gute Frau mal als Halbakt, mal als Zwitter. Auf einem neuen Graffiti von Banksy hebt sie gar den Rock und zeigt den Hintern.
Die Ausstellung „Die Mona Lisa in München“ ist bis zum 21. Januar 2014 täglich außer mittwochs im Valentin-Karlstadt-Musäum geöffnet.