Der Landtag ehrt seinen Architekten Friedrich Bürklein
Ein bissl Renaissance, eine feine Portion Klassizismus, dazu unbedingt Gotisches
Seit Juni hat er nun seine Wandtafel. Wurde ja auch Zeit, wenn man bedenkt, dass Friedrich Bürklein (1813-1872) München durchaus geprägt hat mit seiner Architektur. Mitte des 19. Jahrhunderts war der von ihm geplante „Centralbahnhof“ gleich das Erste, was Reisende von der Stadt zu Gesicht bekamen. Der ansehnliche Verkehrsknotenpunkt geriet im letzten Krieg mächtig unter Beschuss und wurde zerstört, dafür ragt Bürkleins Prachtbau hoch über der Isar in den weißblauen Himmel: Das Maximilianeum, heute Sitz des Bayerischen Landtags, war sein Opus magnum und der weithin sichtbare Schlusspunkt der Maximilianstraße, die er in weiten Teilen gestaltet hat.
Im Maximilianeum, wo jetzt nicht nur eine Wandtafel hängt, sondern auch die westliche Eingangshalle in „Friedrich-Bürklein-Halle“ umbenannt wurde, ist nun ein pointiert-informatives, reich bebildertes Buch über die Maximilianstraße und ihren Architekten zu haben. Baudirektor Wolfgang Fruth hat die Entstehungsgeschichte der noblen Kultur- und Einkaufsstraße aufgefächert – immerhin sollte sie „den Pariser Champs-Elysées im Charakter gleichen“.
Was bei allem Engagement für die Residenzstadt aber gerne vergessen wird, ist die Tatsache, dass Bürklein in ganz Bayern gebaut hat. Etwa die Bahnhöfe in Pasing, Augsburg, Bamberg und Nürnberg oder das Rathaus in Fürth (1840) - übrigens mit deutlich florentinischen Reminiszenzen wie einem Portalvorbau im Stil der Loggia dei Lanzi und einem Turm, der an den vom Palazzo Vecchio erinnert. Da war der junge Architekt natürlich noch ganz Schüler Friedrich von Gärtners (der mit der Feldherrnhalle ebenso die Loggia dei Lanzi kopiert hatte) und überhaupt angesteckt vom Italienfieber seiner älteren Kollegen.
Doch im Gegensatz etwa zum Klassizisten Leo von Klenze, der sich im Auftrag Ludwigs I. auf südliche Vorbilder konzentrierte, sollte Bürklein später, um 1850, im Sinne des Historismus einen „bayerisch-nationalen“ Stil kreieren. Ludwigs Sohn König Maximilian II. verlangte nach etwas Besonderem, das sich vom Rest der (Bau-)Welt abheben musste. Allerdings war das dann eine Kombination unterschiedlicher historischer Elemente wie seinerzeit durchaus üblich. Ein bissl Renaissance, dazu eine feine Portion Klassizismus, unbedingt Gotisches aus Angelsachsen, dann Materialien wie Terrakotta, Glas oder Gusseisen, und schon war der „Maximilianstil“ erfunden.
Architekturpuristen rümpften ihre Nase, und manche tun’s heute noch. Bürklein wurde vor allem zu Lebzeiten von den Kollegen angegriffen, und böse Zungen sprachen vom „Kachelofenstil“. Der empfindsame Baumeister nahm’s leider gar nicht gelassen. Und als ihm der König das bereits begonnene Maximilianeum entzog – damals noch als höhere Bildungsanstalt für hervorragende Staatsdiener angedacht – und Gottfried Semper nach München holte, traf ihn das ins Mark.
Die Vollendung 1874 hat er nicht mehr erlebt. Zwei Jahre zuvor war er in geistiger Umnachtung in einer Heilanstalt im unterfränkischen Werneck gestorben. Ein trauriges Ende für einen, der etwas konnte, der die aberwitzigsten Ideen seiner Auftraggeber in ein sehenswertes Gefüge brachte und dabei noch Visionen hatte. Doch der loyale Friedrich Bürklein war immer bescheiden. Aus heutiger Sicht viel zu bescheiden.
Wolfgang Fruth: „Die Maximilianstraße und ihr Architekt Friedrich Bürklein“, ein pdf-Download ist möglich über die Seite www.bayern.landtag.de; als Hardcover erhältlich für 19,90 Euro an der Ostpforte des Maximilianeums (Richtung Max-Weber-Platz).