Auf der Suche nach Wahrheit - Gidon Kremer und die Münchner Philharmoniker
Irgend wann glaubte man den Bayerischen Defiliermarsch zu hören, dann ein Volkslied – Hans Stadlmairs „Entrada für großes Orchester“, deren Titel „Miro“ an den katalanischen Maler, Bildhauer und Grafiker erinnern soll, entpuppte sich als augenzwinkernde Klangfarbenakrobatik.
Eine Musik, die sich nicht ganz ernst nimmt und gerade deshalb bei ihrer Uraufführung im Gasteig Punkte sammeln konnte. Die Münchner Philharmoniker unter Christian Thielemann waren mit Energie und Engagement bei der Sache. Für den anwesenden Komponisten gab es riesigen Jubel.
Danach war Schluss mit lustig. Gidon Kremer spielte das zweite Violinkonzert von Sofia Gubaidulina mit der ihm eigenen, grandiosen Intensität. Längst hat er sich vom Glamour eines Rattenfängers entfernt und sucht – ein wenig pathetisch formuliert – nur noch nach Wahrheiten. So ähnlich musizierte einst der große ungarische Geiger Joseph Szigeti. Kremers hartnäckigem Grübeln war eine Sternstunde zu danken.
Alltag dann leider bei der abschließenden „Frühlingssymphonie“ von Schumann. Christian Thielemann und die Philharmoniker begannen furios. Doch spätestens in den letzten beiden Sätzen präsentierte sich das Geschehen reichlich betulich, bisweilen auch manieriert. Die „Vivace“ - Vorschrift im Scherzo, die eine lebhafte Gangart signalisieren sollte, blieb unbeachtet. Und dass der Maestro den Partiturhinweis „Animato et grazioso“ des Finalsatzes als Aufforderung zu selbstverliebtem Schlendern missverstand, war ebenfalls einigermaßen überraschend.