München, die aufgeplatzte Weißwurscht - Gabi Lodermeier und Harald Helfrich in der Drehleier
Bally Prells „Isarmärchen“ bezaubert zwar musikalisch, aber der Text ist unsäglicher Heimatkitsch. Doch viele Münchner Volkssänger hatten und haben ein unsentimentales, oft ruppiges Verhältnis zu ihrer Stadt. Willy Astor besingt sie als „München, Du aufplatzte Weißwurscht“ - und genauso nennen die Kabarettistin Gabi Lodermeier und der Musiker Harald Helfrich ihren Couplet-Abend in der Drehleier.
Sie zeichnen mit Volkssänger-Liedern ein Mosaik der Stadtviertel und des Lebensgefühls zwischen Nostalgie und Heute. Und sorgen mit köstlichem Gekabbel für die kabarettistische Note. Zwischen 1860 und 1920 waren die Volkssänger oft lokale Popstars, meist aber einfach Bettelmusikanten.
Viele ihrer Balladen, Gstanzl und Couplets hat das Kulturreferat im „Münchner Liederbuch“ gesammelt. Aus ihm stammt ein großer Teil des Programms von Lodermeier und Helfrich, ergänzt mit aktuellen Songs von Willy Astor, Jörg Maurer und Harald Helfrich. Da treffen böse Kritik, derbe Komik, schwarzer Humor und deftige Realität aufeinander und erzählen von Grantlern und Grattlern, von Millimadln, Kellnerinnen und Originalen wie der „Kathi von Obergiasing“ oder den Hallodris Kare und Lucki aus der Au.
Harald Helfrich besingt seine Gerda aus dem City-Centermarkt, Gabi Lodermeier erlebt ihren Traum der Sinnlichkeit, wenn ein Mann Jogginghosen trägt. Wenn's um den Mittleren Ring geht, darf das Publikum mitjodeln, und ein Text von Sepp Raith nimmt die braune Vergangenheit ins Visier: „München, bist a oide Schnoin, a echtes Hurenmadl.“
Die Gesangsstimmen harmonieren wunderbar, und Helfrich begleitet seine Arrangements souverän am Klavier. Bei den Streitereien über die Dominanz auf der Bühne siegt fast immer die gschnappige Lodermeier, was Eva Demmelhuber mit Witz inszeniert hat. Nur kürzen muss man den Abend noch um einiges.