Über die Messen Stroke Art Fair und Artmuc
Kunstfrühling und junge, rebellische Kunst
Erstmals finden in München die Stroke Art Fair und die Artmuc zur gleichen Zeit statt. Zu finden ist die Artmuc nun am früheren Ort der Stroke, der Praterinsel. Die Stroke Art Fair ist bereits vergangenes Jahr ins Werk 9 auf dem früheren Kunstpark-Ost-Gelände umgezogen. Gleichgeblieben ist, dass man hier wie dort mit freiem Geist und neugierigem Auge offen für Neues bleiben soll. Gezeigt werden Malerei, Fotografie, Collagen, digitale Kunst und Skulpturen sowie Mixed Media, Lichtinstallationen und vieles mehr. Live-Künstler gestalten zudem Wände auf dem gesamten Gelände des Werksviertels-Mitte.
Veranstaltet werden die Stroke Art Fair seit 2009 und die Artmuc seit 2014 von den Gebrüdern Schwalbe, die auf der diesjährigen Stroke über 60 internationale Aussteller und auf der Artmuc sogar mehr als 120 Künstler und 25 Galerien aus ganz Europa präsentieren. Mit einem einzigen Ticket können Kunstfreunde dieses Jahr an vier Tagen drei Locations mit zwei zeitgenössischen Kunstmessen besuchen. Dabei zeigen die Künstler einen Querschnitt der momentanen europäischen Kunstszene.
Die Geschichte der Stroke Art Fair ist aus den in den Vorjahren erschienenen Rezensionen „Hauptsache unkonventionell“, „Kunst zwischen Trash und Schick“ und „Urbane Kunst für die Massen“ wohl bekannt, doch wie sieht es mit der Artmuc aus?
Was mit einem kleinen Experiment begann, hat sich innerhalb der letzten Jahre zu einem der größten Kunstevents Bayerns entwickelt. Dieses Jahr feiert die Artmuc ihr fünfjähriges Bestehen, weshalb die Künstler und Galerien der Mai-Ausgabe ein breites Spektrum zeitgenössischer Kunst sowohl auf der Praterinsel als auch im Isarforum am Deutschen Museum unter dem Motto „Kunstfrühling“ präsentieren.
Besonders stechen auf beiden Messen die realistischen Werke Gabriele Rodlers hervor, Susanne Helmerts Collagen, die wie Erinnerungsfetzen wirken, Tim D. Trillsams anamorphe Skulpturen, die Videoinstallationen von Betty Mü sowie die de- und rekonstruierten Frauenbilder Sven Ballenthins. Innovativ wirken die aus Besteck kreierten, beleuchteten Bilder von Matthias Kretschmer, die anarchisch anmutenden, expressiven Werke von Francesco Neo, die urbanen Kuckucksuhren von Guido Zimmermann sowie die Remakes der Alten Meister von Sylwia Makris und die Strickkunst von Patricia Waller.
Interessant sind außerdem die femininen Werke von Weart und - wie ein Gegenbild dazu - die sehr maskulinen Frauenbilder von Brian M. Viveros. Sehenswert sind auch die Arbeiten von Sebastian Hertrich, die aus einer Vielzahl von Computerplatinen bestehen, die politischen Werke von Scars of Democracy sowie die Pyrogravuren von Raum2wei.
Natürlich gibt es auf beiden Messen das eine oder andere Projekt, bei dem der künstlerische Wert nicht auf Anhieb klar wird. Ganz nach dem Motto von Marina Abramowitsch: „Wer eine Kartoffel in der Küche schält, ist ein Koch, wer gleiches mit Absicht im Museum tut, ist ein Künstler.“
Diese These hat vermutlich genauso viele Für- wie Gegensprecher. Beide Kunstmessen sind Podium für den Diskurs zwischen Kunstschaffenden und Kunstinteressierten - das macht sie spannend.
Zugleich richtet sich der Blick auch wieder zurück auf die Alten Meister und ihre handwerkliche Qualität: Bis einschließlich Sonntag, den 13. Mai 2018, kommen Freunde der klassisch-realistischen Malerei auf ihre Kosten, ebenso die Fans der Urban Art, der digitalen sowie der 3D-Kunst, des Neo Pop Surrealismus und vieler weiterer Kunststile. Was sich obendrein momentan anbietet: ein Spaziergang an der nahen Isar, der an einem sonnigen Tag für entspanntes Frühlingsflair mitten im Kunsttrubel sorgt.
Stroke Art Fair: 9. bis 13. Mai 2018, Werksviertel-Mitte, Werk 9, Grafinger Straße 6, 81671 München; Artmuc Kunstmesse: 10. bis 13. Mai 2018, Isarforum an der Ludwigsbrücke und Praterinsel (Artmuc Teil 2: 9. bis 11. November 2018 auf der Praterinsel).