Ein großer Abend: Ovationen für BR-Symphoniker und Mariss Jansons mit "Eugen Onegin"
Wohl auch deshalb, weil er 1996 während Puccinis „La Bohème“ einen Herzinfarkt erlitt, ist der Chef des BR-Symphonieorchesters am Opernpult nur selten zu erleben. Ein herber Verlust, wie die konzertante Aufführung von Tschaikowskys „ Eugen Onegin“ im Herkulessaal zeigte. Denn ähnlich leidenschaftlich, ohne dass die melancholische Atmosphäre dabei zu kurz gekommen wäre, hat man dieses Werk selten gehört.
Mariss Jansons dosierte die Gefühle und Empfindungen der Musik mit traumwandlerisch anmutender Sicherheit, kostete aber auch die effektvollen Momente im Orchester – Valse, Mazurka, Polonaise – grandios eindringlich aus. Die BR-Symphoniker und der von Martin Wright mustergültig vorbereitete Chor hatten einen großen Abend.
Die Solisten waren mit kluger Hand gewählt, voran Veronika Dschiojewa (Tatjana), die immer dann, wenn sie nicht forcieren musste, mit herrlichen Legato-Bögen aufwartete. Ihr ebenbürtig Veronika Prudenskaja als lebenslustige Olga, kein Mezzo, sondern ein echter Alt, heutzutage geradezu eine Rarität.
Marius Brenciu sang den Lenski geschmackvoll, ohne aufzutrumpfen. Mikhail Petrenkos balsamischer Bass (Gremin) machte Appetit auf mehr. In der Titelpartie pokerte der anfangs eher neutrale Bo Skovhus: Als routinierter Profi weiß er natürlich, dass er den letzten hohen Ton schmettern darf, bevor das Orchester zur wilden Schlussattacke bläst. Und der ist für die Intensität der Publikumreaktionen nicht ohne Belang. Ovationen!