Klangfest II: Vom Schlendern durch Münchens Musiklandschaft

von Salvan Joachim

Die Besucher des Klangfests hatten die Qual der Wahl: 32 Bands spielten am Pfingstsamstag auf vier Bühnen im Gasteig. Von Jazz bis Deutschrock reichte die Palette der Stile, mit denen die Veranstalter zur Entdeckungsreise durch die Münchner Musikszene einluden.

Caramelo hatte noch gar nicht gefrühstückt, da steht er schon auf der Bühne. Mit einem lauten „München – are you re-e-ea-dy?“ eröffnet der Sänger der Münchner Kultband Les Babacools nachmittags um 15 Uhr den Konzertreigen auf der Open-Air Bühne. Seit fast 20 Jahren machen Les Babacools Live-Musik, die jeden Tanzmuffel zum Hüpfen bringt. Da wird gerockt und gefunkt, da trifft Salsa auf Hiphop, die Bläserhymne auf das verzerrte Metalriff. Übertrieben ist es also keineswegs, als der eher marktschreierische Moderator Andi Wenzel den „Höhepunkt gleich zu Beginn“ ausrief. Der Auftakt des Klangfestes hätte nicht markanter sein können: Les Babacools hauen auf den Putz und demonstrieren mit einem Paukenschlag, dass Münchens Musikszene wach und lebendig ist.

Nach nur 30 Minuten ist das Konzert schon wieder vorbei. Der Zeitplan ist eng, in nur wenigen Minuten folgt die nächste Band. Das Besondere am Klangfest ist aber nicht nur die Vielzahl an Live-Konzerten. Neben dem „Musik erleben“ bekommt der Zuschauer einen Einblick in das Musiker-Leben. Was sonst hinter verschlossenen Türen geschieht, ist hier Teil des Spektakels: Der Soundcheck zum Beispiel oder die Schlepperei von schweren Bassverstärkern und Kabelkisten. Noch näher kommt man den Musikern auf der weißen Couch im Foyer des Gasteig. Nach jedem Konzert stellen sich die Künstler den Fragen von Musikjournalisten und Publikum.

So unterstreicht Caramelo auch im Gespräch mit Ulli Habersetzer (BR): „München hat eine gute Musikszene.“ Dennoch sei es schwer, neue Leute für Live-Musik zu begeistern: „Es wäre schön, wenn mehr kommen würden.“ Julia Nagele, Sängerin von Jules&Dices und Gewinnerin des Kulturvollzug-Bandwettbewerbs äußerte im Interview vorab eine ähnliche Meinung: „Die meisten Münchner gehen nicht einfach zu einem bunten Bandabend und lassen sich überraschen.“

Das Klangfest soll also nicht nur München als Musikmetropole präsentieren: Der Verband unabhängiger Musikunternehmen, der das Fest veranstaltet hat, will die Künstler vernetzen und besser mit dem Publikum in Kontakt bringen. Da ist es nur konsequent, dass die Zuschauer zwischen Carl-Orff-Saal und Black Box auch an Ständen der süddeutschen Musikagenturen und Veranstaltungsorte Halt machen können. Produzenten, Musiker und Zuhörer – hier plaudern sie alle über München und seine Musikszene,Vertriebsmöglichkeiten und Neuerscheinungen.

Während „Son Maldito“, das neue Album der Les Babacools auch im Plattenladen zu finden ist, funktioniert der Verkauf anderer Bands oft noch sehr viel persönlicher. „Der Mann dort, der mit dem blonden Mädchen am Arm, hat unsere CDs“, ruft Lars Thieleke, Sänger der Band Nordlicht ins Mikrofon. Kai Bargmann ist Manager der Band und hat Rucksack und Tasche mit dem Debutalbum „LautBuntLeise“ zwischen den Beinen klemmen. Trotz der vielen Gäste und langen Schlangen vor den Konzertsälen – es sind diese intimen Momente zwischen Künstler, Produzent und Zuhörer, die dem Klangfest einen eigenen Charme verleihen. Bleibt die Wehmut, sich nicht vierteilen zu können.

 

Hier ein weiterer Bericht über das Klangfest im Gasteig.

 

 

Veröffentlicht am: 12.06.2011

Audioausgabe des Artikels
Hören Sie sich hier die Audioausgabe des Artikels an, gesprochen von Christian Weiß:

Über den Autor

Salvan Joachim

Redakteur

Salvan Joachim (1986) ist seit 2011 beim Kulturvollzug.

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Kai Bargmann
20.07.2011 16:19 Uhr

Hallo Salvan,

wir freuen uns, dass der Nordlicht-Direktverkauf im Publikum so gut ankam, dass er im Bericht vorkommt.

Er war allerdings der Not geschuldet - es gab keinen Platz für den Merchstand. Wir meinen aber, dass man improvisieren können muss.

Nichtsdestoweniger gibt's das Nordlicht-Album „LautBuntLeise“ aber auch im ganz regulär im Handel (Müller, Saturn, Amazon) oder über www.nordlichtmusik.de.

Schöne Grüße

Kai