Gastrokritik zum Red Hot: American Feeling in der Amalienpassage

von Achim Manthey

Das Motto: Long Drinks & Short Rips (Foto: Achim Manthey)

Es war ein weiter Weg, der Ulf Dörge und Conrad Baierl von der Metzgerei in NRW über das Sansibar auf Sylt zu diesem lauschigen Plätzchen und den Raum in der Münchner Amalienpassage geführt hat, in dem einst die berühmte Café-Bar "Oase" jede Blase in Rage brachte. Kleine Speisekarte, erlesene und preiswerte Weinauswahl, Cocktailkultur, sogar Kölsch. Das geht auf.

Als Vorspeise Sprotten. Diese gemein verführerischen, kleinen, zart geräucherten Fischlein, die man in München sonst auf fast keiner Speisekarte findet, angemacht mit Roter Beete und roten Zwiebeln (7 Euro), entlocken dem Gast das erste Hallelujah und entführen ihn zurück in die Jahre im Norden.Wer den Tag eher belastet hinter sich gebracht hat, findet auch einen Rollmops (2 Euro) oder die Salzgurke (1 Euro) zum Start.

Als Hauptgang die Spare Rips Maple Old School mit Cole Slaw (11 Euro). Das Fleisch ist so zart, dass es fast von allein von den Knochen fällt, dazu ein hausgemachter Dip, würzig-scharf. Das Ganze in einer Portion, die Nehmerqualitäten verlangt. Die Begleitung wählte den Daily Veggie Salad mit Rinderfiletstreifen (14,50 Euro) mit nach Tageslust des Kochs komponiertem Dressing und ist hoch zufrieden. Das Bayerische Bullenfilet, das mit 160 Gramm (16 Euro) und 260 Gramm (26 Euro) bestellt werden kannund mit Schmorzwiebel, Mash und Veggies garniert ist, zergeht auf der Zunge. Wer es nicht so fleischlastig mag, kann auf Veggie Sandwich (6,50 Euro) oder den Daily Veggie Salad (8,50 Euro) ausweichen, wird bei den Hauptgerichten aber leider weitgehend allein gelassen, wobei der Koch auf Wunsch allerlei geschmortes Gemüse auftischen kann. Desserts sucht der Gast auf der Karte vergebens. Es gibt ein Angebot an "Dolci Misti" in Gestalt eines Tellers mit Süßigkeiten. Nun gut. Wer auf Nachtisch steht, für den ist das nichts.

Ein lauschiger Platz in der Amalienpassage (Foto: Achim Manthey)

Je nach Gusto gibt es die Getränke dazu. Drinks vom Old Fashioned über Mai Tai bis zum Negroni gibts zu Preisen um die zehn Euro. An Bier gibt es Pils und, wie erwähnt, Kölsch. Die Auswahl an Weinen ist exquisit. Offen ist der weiße Feuducio "Peccorino" (5 Euro) , nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Käse, zu empfehlen, bei den Roten ein italienischer Primitivo (6 Euro). Die Auswahl an Flaschenweinen variiiert, da gern Restposten aufgekauft werden, die entsprechend günstig im Angebot sind. Wir hatten einen Maison Blondlet Pouilly Fumé des Jahrgangs 2004, der mit 24 Euro absolut nicht überteuert war.

Das Publikum ist gemischt, stammt häufig aus der Nachbarschaft, was nie schlecht sein kann für ein Lokal. Im Spätsommer kann man das alles auf der lauschigen Terrasse genießen, leider nur bis 22 Uhr, weil es dem lieben Nachbarn nicht anders gefällt. Ein Münchner Problem. Aber auch drinnen sitzt man an blankgeputzten Tischen angenehm. Die Musik kommt von der guten alten Schallplatte, Swing, Jazz in einer Lautstärke, die auch noch Gespräche ermöglicht.

Der Wirt und sein Koch präsentieren ihr Angebot in höchster Qualität völlig uneitel. Der Service ist freundlich, diskret und aufmerksam. Man fühlt sichrichtig wohl.

Red Hot in der Amalienpassage/Türkenhof in München, Amalienstraße 89, Mo-Sa 17-1 Uhr, Tel. 089-20061718

 

 

 

 

Veröffentlicht am: 17.09.2011

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