Gemischtes Doppel mit eindeutigem Sieger: Bob Dylan und Mark Knopfler in der Olympiahalle

von Achim Manthey

Was bleibt (Foto: Achim Manthey)

Man mag von diesen Doppelkonzerten halten, was man will. Wenn  zwei Musiker-Legenden wie Bob Dylan und Mark Knopfler sich einen Abend teilen, wie am Mittwoch in der Olympiahalle, sollte man das gesehen und gehört haben. Aber am Ende blieben zwiespältige Eindrücke.

Mark Knopfler (62) fängt an und ist vom ersten Moment an präsent auf der Bühne der ausverkauften, komplett bestuhlten Olympiahalle. Er erliegt nicht der Versuchung, seine letzte CD abzunudeln, sondern präsentiert in seinem fast eineinhalbstündigen Auftritt Rock, Blues und Folk aus seinen Solo-Alben, "Sailing To Philadelphia" zum Beispiel, aber auch neue Songs wie "Privateering". Ganz stark ist die Band bei den reinen Instrumentalstücken. Irischer Folk mit akustischer Gitarre, Geige und Kontrabass kommt so zauberhaft herüber, dass es für einen Moment ganz still wird im Publikum. Schließlich auch noch "Brothers In Arms" und "So Far Away" aus den alten Dire Straits-Zeiten. Ovationen und Zugabe.

Nach der Pause dann knödelt, knarzt, krächzt und bellt der Altmeister: Es ist ein denkwürdiger Auftritt, den Bob Dylan (70) hinlegt. In sich gekehrt, vom Publikum meist abgewandt ist es eher eine Liturgie der Popmusikgeschichte aus den letzten fünfzig Jahren, die er ja entscheidend mitgeprägt hat. Fast scheint es, als würde er für sich spielen und nicht für die 8000, die förmlich um seine Aufmerksamkeit buhlen. Oft unverständlich meditiert er seine Texte in sich hinein. Nur selten kommt das alte Dylan-Feeling auf, wie bei "A Hard Rain's A Gonna Fall", "Blowin In The Wind"  oder "Highway 61". Auch das die Zuschauer bei "Thunder On The Mountain" die Sitzordnung auflösen und zur Bühne strömen, beeindruckt "Bobbie", wie ihn der angegraute Fan vom Nachbarsitz anruft, nicht. Keines Blickes würdigt er sein Publikum. Und dann gibt es doch auch diese kleinen musikalischen Highlights, wenn Dylan zu seinen Mundharmonika-Soli ansetzt, die oft verkannt werden und doch immer kleine Juwelen für die Ohren sind.

Ein insgesamt wenig beeindruckender, rätselhafter Auftritt. Kein Wunder, dass die junge Begleiterin des Autors, die völlig unbeleckt in dieses Altherren-Fest geworfen worden war, etwas fragend schaute. "The Answer Is Blowing In The Wind" - das letzte Stück des Abends klang wie Programm. Dann war Schluss. Grußlos geschlossener Abgang der Band. Kurzer, heftiger Jubel.

Mark Knopfler, der für die ersten vier Dylan-Lieder auf die Bühne geschlichen war und mitzupfte, war allerdings allein den durchaus üppigen Eintritt wert.

Veröffentlicht am: 27.10.2011

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Bergstroem
27.10.2011 21:28 Uhr

Vielen Dank, Achim für Deinen Bericht, den ich gerne mit meinen Eindrücken ergänzen möchte. Schon vorab war mir klar, dass das bestimmt kein Konzert wie viele andere wird. Dafür ist schon Bob Dylan einfach zu sehr Exzentriker. Bestuhlte Arena, keine Videoleinwände und bei Dylan kein Licht von vorne, so dass man unter Hutkrempe mal Gesichtszüge hätte erkennen können. Die Musiker allesamt hochprofessionell, der Sound sehr gut. Obwohl ich die Musik von MK sehr mag verspürte ich wenig Unterschied zu meinem Sofa. Für Emotionen war man bei seinem Vortrag selbst zuständig. Insofern war es nicht verwunderlich, dass das am Ende auch keinen von den Stühlen riss. Ganz anders bei BD: Das fängt schon damit an, dass der kundige Besucher sich gleich zu Anfang fragt, hat gute Mann heute Abend Bock oder nicht. Und ich finde, er hatte Bock. Die Setlist war sehr verbraucherfreundlich, viele Klassiker, beileibe keine Selbstverständlichkeit und eine ausgesprochen gute Band. Den beiden Gitarristen hätte ich stundenlang zuhören können. By the way: Ich war am Ende auch ganz vorne und ich meine ich habe Bob Dylan lächeln gesehen. Ganz sicher ein mehr als gelungener Auftritt. Aus meiner Sicht...:-)

Peter Münch
09.11.2011 00:45 Uhr

Richtig, BD war aus meiner Sicht phänomänal authentisch - ich habe ihn niemals vorher so innerlich frei erlebt!