Theater Viel Lärm um Nichts
Wie Robert Walser gewesen sein könnte
Von Eichendorffs zauberhaftem "Taugenichts" hat er sich nach 26 Jahren gerade verabschiedet. Aber eine neue Bühnenfigur wird den Schauspieler Gerd Lohmeyer sicher lange begleiten: Robert Walser
Die rätselhafte Psyche dieses Schweizer Schriftstellers, der seine letzten 30 Lebensjahre freiwillig in einer Heilanstalt verbrachte, ergründete Gert Hofmann in dem Stück "Der Austritt des Dichters Robert Walser aus dem literarischen Verein", das er weitgehend aus Originalzitaten Walsers montierte. Regisseur Alois-Michael Heigl und Darsteller Gerd Lohmeyer setzen mit ihrer Gastspiel-Premiere im Theater "Viel Lärm um Nichts" dem kauzigen Genie ein wunderbares Denkmal. Robert Walsers Gespür für Schnee bestimmt das Bühnenbild aus drei gefällten Baumstämmen – im Schnee starb der passionierte Spaziergänger 1956 an einem Herzanfall.
Die Aufführung konzentriert sich auf zwei Lebenssituationen: Als Rahmen die langjährige Freundschaft zu Wäscherei-Leiterin Frieda Mermet (Kathrin Anna Stahl). Sie hofft auf einen Antrag, aber stets kneift Walser im letzten Moment. Verlangt sogar für sein neues Buch von ihr den Ladenpreis. Dieselbe naive Unverschämtheit beweist er im (zu langen) Kernstück mit dem Unternehmer Gissinger (Hubert Bail), der ihn als Vorsitzender des Literarischen Vereins zu einer Lesung eingeladen hat. Walser schnorrt, fordert Geld, verweigert sich. Und kehrt zurück in die Anstalt, wo ihn ein Mitpatient musikalisch tröstet: Alexander Zimmermanner schafft am Keyboard zarte Träumereien.
Hochsensibel schmeckt und hört Lohmeyer den Walser-Texten nach, kreiert mit seinen fabelhaften Mitspielern und Regisseur Heigl ein eindringliches Portrait, wie dieser Dichter gewesen sein könnte.
Am 3., 4. und 5. Mai 2012 im Theater Viel Lärm um Nichts, Pasinger Fabrik, Do-Sa 20 Uhr, Tel. 834 20 14