Frankreich leuchtete: Phonoboy stellen ihr neues Album vor
Dass das noch mal was wurde! Phonoboy, die skurrilste unter den guten Münchner Bands, hat ihr drittes Album veröffentlicht. Seit gefühlten Ewigkeiten war es angekündigt und dann doch immer wieder verschoben worden. Jetzt also: München, freue dich.
Denn trotz diverser Umbesetzungen und Schrumpfungen ist Phonoboy eine der schillernsten Erscheinungen der heimischen Musikszene, das neue Album eine gute Fortentwicklung ihrer Grundidee. Und die ist: Der in Frankreich geborene und zweisprachig aufgewachsene Christian Höck bringt Eleganz und Verspieltheit aus seiner frankophilen Identität samt französischen Texten mit dem internationalen Dancefloor zusammen und stellt davor noch eine Fassade aus Sixties- und Punk-Elementen. Sowas gibt’s kein zweites Mal, in München schon gar nicht.
Gründungsmitglied Markus Weißenhorn („DJ Weyssi“) verließ Phonoboy 2008. Schlagzeuger Lauro Cress ging 2009, als ein Großteil des neuen Albums schon eingespielt war. So wurde die Band wieder zum Projekt zurückdefiniert – dessen Kern besteht nun aus Höck und Bassistin Nina Kränsel, die sich wechselnde Schlagzeuger gönnen. So bekommt auch der Albumtitel Sinn: „This Is Not A Band“. Bei der Live-Präsentation heute Abend werden Phonoboy mit Drummer Alexander Föllmer von Pardon Ms. Arden ein Trio sein.
Ist es Kunst? Ja, ein bisschen. Auch wenn der Musik die Radikalität ihrer dick geschminkten Optik abgeht, sind Phonoboy etwas Besonderes. Und zwar, weil sie trotz des Tanzbeats Klangskulpturen zulassen wie die hypnotische Gitarre in „Un Jour Tu Reviendras“, weil sie den Powerpop neu definieren wie mit „Tous Les Jours“, weil sie im eigenen Telstar-Studio die Einzigartigkeit analoger Technik zu nutzen wissen, und weil Höck mehrsprachig mit Sprache jonglieren kann: Von „Face To Face“ nach „Ass To Ass“ muss man erst mal denken. Merci!
Phonoboy: „This Is Not A Band“ (Smarten Up / Rough Trade). Live am 5. Dezember im Atomic Café (Neuturmstr. 5, ab 21 Uhr)