Stoyanova und Kasarova in der Philharmonie
Handfeste Operndramatik mit einem Hauch von Exotik
Zwei Weltstars – die Sopranistin Krassimira Stoyanova und Mezzo Vesselina Kasarova – zu Gast in der Philharmonie: Man kann eine Menge Einwände haben, wenn die Demonstration virtuoser Stimm-Akrobatik zum Selbstzweck mutiert. Eines aber war den beiden Bulgarinnen nicht abzusprechen, auch wenn sie einmal stilistisch daneben lagen: das ernsthafte Bemühen um Empfindung und Ausdruck.
Mozart zum Aufwärmen bietet eine Menge Stolpersteine. Krassimira Stoyanova tastete sich vorsichtig durch die Arie der Gräfin aus dem „Figaro“ („Dove sono“). Vesselina Kasarova bewältigte Sestos „Parto, ma tu ben mio“ achtbar, bemüht, mutig – mehr aber nicht. Die Welt war erst in Ordnung, nachdem das Münchner Opernorchester, in dessen Reihen man einige philharmonische Oldies entdecken konnte, die Ouvertüre zu Donizettis „Anna Bolena“ lautstark in den Saal geschmettert hatte. Dirigent Rossen Milanov, ebenfalls aus Bulgarien und einige Jahre Assistent beim berühmten Philadelphia Orchestra, ließ es tüchtig krachen. Mozarts musikalische Gipfel waren schnell vergessen. Handfeste Operndramatik dominierte.
Und auf diesem Terrain kennen sich beide Sängerinnen bestens aus. Das haben sie auch in der Staatsoper mehrfach bewiesen. Krassimira Stoyanova sorgte in Donizettis „Anna Bolena“ für den ersten Höhepunkt vor der Pause („Al dolce guidami“). Vesselina Kasarova machte es ihr nach mit Tschaikowskys „Leb wohl, geliebtes Land“ (Johanna von Orleans). Das Duett „Fu la sorte dell´armi“ aus Verdis „Aida“ zeigte eindrucksvoll, wie perfekt die Stimmen harmonieren. Das slawische Timbre sorgte für einen zusätzlichen Hauch von Exotik. Doch erst das zugegebene Puccini-Schmankerl („Madame Butterfly“) brachte den Sieg und löste endlich jene Begeisterung aus, die man eigentlich schon viel früher erwartet hatte.