Beathotel-Chef Fredrik Forsberg mit Solo-CD

Mit Sex und Gott – und viel dichterischer Freiheit

von Michael Grill

Ihm geht's um mächtige Kaliber: Fredrik Forsberg. Foto: BSC Music

Er ist als Musiker Münchens Sixties- und Beat-Spezialist: Fredrik Forsberg, auch bekannt als Kopf der Bands The Major und Beathotel, legt nun sein erstes Solo-Album vor. Forsberg klingt, wie er schon immer klang, aber – Überraschung! - nun singt er auf Deutsch. Ersteres ist gut, letzteres nicht immer.

Forsberg bleibt natürlich seinem Faible für die wilden frühen Tage der Rockmusik treu. Es gibt zwölf Songs in knackiger LP-Gesamtlange von gut 34 Minuten, das Innencover ziert ein Sixties-Foto des Münchner Zeitzeugen und Fotografen Uli Handl. Geradezu unverschämt bedient man sich hier bei den Melodien der Beatles. Es gibt einen schön wuchtigen und zugleich klaren Gitarren-Beat-Sound, immerzu klingeln Gretsch und Rickenbacker und swingt die Schweineorgel zu einem strammen Takt.

Forsberg ist ein Fan von großen, schweren Themen, ein Sinnsucher mit Hang zu Theologie und Philosophie, was nun insbesondere in deutscher Sprache eine recht schräge Verbindung mit der federleichten Musik eingeht. Schon auf dem Cover tritt er dem Zuhörer mit einem Nietzsche-Zarathustra-Zitat entgegen, der Albumtitel („Welt als Wille & Fiktion“) lehnt entspannt am alten Schopenhauer. Der Griff nach großem Geist ist ja grundsätzlich nie verkehrt, allerdings wird hier auf diese Weise ein sprachliches und intellektuelles Niveau anvisiert, dem die Scheibe dann nicht wirklich gerecht werden kann.

Es geht zwar um mächtige Kaliber: Geld, Sex, Staat, Kirche, Gott, drunter macht es Forsberg nicht. Doch auf Deutsch fällt halt nun mal um so mehr auf, wenn die Sprache rumpelt. Ganz gleich, ob Forsberg auf lustigen Quatsch a la Die Ärzte macht wie bei „Sex mit einem Alien“ oder auf Teufel komm' raus Weltkritik übt („Welt ohne Gott?“, „Unsere Welt könnte besser sein“) - da wünscht man sich manchmal doch die mildernde Wirkung des Englischen. Wie auch mancher Reim sich nur mit dichterischer Freiheit erklären lässt. Davon abgesehen: Einfach mitswingen, dann ist und bleibt es ein schönes Album.

Fredrik Forsberg: „Welt als Wille & Fiktion“ (Focus/BSC Music)

Veröffentlicht am: 23.06.2012

Über den Autor

Michael Grill

Redakteur, Gründer

Michael Grill ist seit 2010 beim Kulturvollzug.

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Tim
06.07.2012 15:00 Uhr

Die Anlehnung an die Beatles ist wirklich stark auffällig. Und die Texte haben mich gar nicht interessiert - einfach ein schönes Album.