Kleine Kunst- und Kulturorte in und um München(3)

Der Münchner "Dichtergarten" - Wo Heine auf Konfuzius trifft oder Wohin mit den Geschenken?

von Achim Manthey

Der "Dichtergarten" mit Chopin. Immerhin ein Noten-Dichter (Foto: Achim Manthey)

Ein kleiner Park in der Münchner Altstadt mit wechselvoller Geschichte vereint Denkmal- und Geschenkkultur - er wirkt dabei ein wenig komisch.

Nein, unter dieser kleinen Erhebung in dem Garten zwischen Finanzministerium und Prinz-Carl-Palais sind nicht die Goldreserven des Freistaats Bayern gebunkert, obwohl es angesichts des eher geringen Bekanntsheitsgrades der Anlage gar kein schlechtes Versteck wäre. Unter dem Hügel befinden sich die Reste einer Befestigungsanlage aus dem Dreißigjährigen Krieg. Etwa zwei Hektar groß ist das Gelände, in dem Denkmäler und Statuen ihre Heimat gefunden haben.

Preisfrage: Wann war Konfuzius in München? (Foto: Achim Manthey)

Die Geschichte des kleinen Parks ist wechselvoll. Ab 1644 durften ihn die Mönche des neu gegründeten Theatinerklosters als Nutzgarten beackern. Ende des 18. Jahrhunderts ließ der neue Eigentümer, der ehemalige Staatsminister Abbé Pierre de Salabert, der weitere Grundstücke in der Nachbarschaft erworben hatte, dort einen herrschaftlichen Park und das heutige Prinz-Carl-Palais errichten. Das Untergeschoß eines Pavillons in dem Park ist bis heute erhalten. Dort befindet sich in einem Verlies hinter Gittern der Heinrich-Heine-Brunnen. Gar so schrecklich war das Verhältnis des Dichters, der gern in München geblieben wäre, und der Stadt, die ihn nicht halten wollte, nun auch wieder nicht.

Nach dem Tod Salaberts erwarb Maximilian I. Joseph das Areal und überantwortete es zur Aufsicht an Friedrich Ludwig von Skell. Obst und Gemüse für den königlichen Hof wurde dort angebaut, bevor eine Anbindung an den angrenzenden Englischen Garten gelang. Prinz Carl, Sohn des Königs, nutzte Palais und Garten von 1825 bis 1875, bevor die Anlage Sitz der Österreichisch-Ungarischen Gesandtschaft und des Obersten Rechnungshofs Bayerns wurde.  Später zog an der Ludwigstraße das bayerische Finanzministerium ein, das den Garten fortan nutzte. Es entstand der Name "Finanzgarten". Wie so vieles wurde auch der kleine Park in den Bombennächten von 1944 stark in Mitleidenschaft gezogen. Bis in die 1950er Jahre hinein waren dort eine Tankstelle und ein Parkplatz untergebracht.

Ein Gentleman in Bronze: Fjdor Iwanowitsch Tjutschew (Foto: Achim Manthey)

In der heutigen Form besteht der Garten seit 1984 unter der Regie der Bayerischen Schlösserverwaltung. Seither ist er, was vielen unbekannt ist, auch öffentlich zugänglich. Dichter und Literaten, die mit der Stadt München verbunden oder zumindste einmal hier waren, sollen hier geehrt werden. Der elegante Herr in Gehrock und mit Zylinder, der aus dem Gebüsch zu treten scheint, ist Fjodor Iwanowitsch Tjutschew, ein Literat und Diplomat, der in der Stadt lebte. Seit 2007 steht dort auch die Statue des chinesischen Dichters und Philosophen Konfuzius, ein Geschenk der Provinz Shandong an den Freistaat. Ob sich der Denker je in München aufgehalten oder sonstige Verbindungen zur Stadt gepflegt hat, ist nicht verbürgt. Sollte es sich bei ihm etwa um Herbert Rosendorfers Mandarin gehandelt haben, der mit seinen Briefen in die chinesische Vergangenheit aus München berichtet hat? Eine Bronzestatue des Komponisten Frederic Chopin, ein Geschenk des polnischen  Staates, wurde 2010 aufgestellt; der Musiker war 1831 immerhin kurz in München.

Der kleine Park, der heute "Dichtergarten" heißt,  ist liebreizend und lohnt einen Besuch, auch wenn das Sammelsurium von Standbildern eher zufällig, ja komisch wirkt. Man darf gespannt sein, was da noch auf uns zukommt. Geschenke müssen halt irgendwo untergebracht (und würdig aus dem Weg gebracht) werden. Warum nicht in einem skulpturalen Disneyland mitten in der Stadt?

U3/U6 Odeonsplatz, Ausstieg Odeonsplatz oder Galeriestraße, jederzeit kostenfrei zu besuchen.

 

Veröffentlicht am: 22.12.2012

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