Tollwood mit "Chouf Ouchouf"
Genau geschaut, nicht viel gesehen
„Chouf Ouchouf“ heißt auf arabisch „schau, aber schau genau“. Das renommierte Schweizer Künstler-Duo Zimmermann & de Perrot hat sicher genau geschaut, als es mit der Groupe acrobatique de Tanger seine Show inszenierte - bloß kommt davon für deutsche Zuschauer wenig rüber.
Im Tollwood-Zirkusprogramm aus vier Kulturen und Kontinenten ist Marokko die dritte Station. Aber Choreograf Martin Zimmermann und Komponist Dimitri de Perrot zeigen mehr ihre Bild-Kunst als Zirkus.
Das zirzensische Repertoire beschränkt sich auf Parterre- und Kraft-Akrobatik: Luftsprünge mit Salti, Flic-Flacs et cetera sowie Equilibristik (einer ist Spezialist für schwierigste Handstände). Kraft-Artisten stellen mit Partnern ein lebendes Gleichgewicht her. Das können die zehn Männer und zwei Frauen der Truppe (das Verhältnis spiegelt eine Macho-Gesellschaft) hervorragend mit großen Menschen-Pyramiden. Andere Künste erwartet man vergebens. So wiederholen sich die Körper-Arrangements ständig. Das wird sogar in nur 60 Minuten fad.
Man muss das wohl als absurdes Theater sehen: Eine Wand teilt sich in Kasten-Türme, die sich immer neu formieren und heftig beturnt werden. Mal gibt's kleine Straßenszenen, mal leise Sozialkritik: Ein Bodybuilder schwenkt zwischen martialischen Posen als Quietsch-Tunte den Po.
Witzig klar ist nur der Markt, wo Händler ihre Klamotten aus „Türken-Koffern“ anbieten. Sonst versteht man wenig, von den arabischen Brüll-Gesängen ohnehin nichts. Am Ende entfaltet sich ein Sprungtuch und dann gibt's in die Höhe hinauf kein Halten mehr.
Die Aufführungen fanden vom 13. bis 15. Dezember 2012 statt.