Dafür würden manche bis zum Teufel gehen - zum Tod von Gary Moore die Besprechung seines letzten Münchner Konzerts
Gary Moore, wie ihn der Autor im Juni 1986 live bei einem Open air in Mannheim erlebte. Foto: Michael Grill
Der Text wurde von Kulturvollzugs-Autor Michael Grill für die Münchner Abendzeitung geschrieben und erschien dort am 10. Juli 2009. Im Zelt auf dem Olympiagelände war Moore gemeinsam mit Eric Burdon aufgetreten.
"Zwei Helden im Doppelpack, ein alter und ein ganz alter: Animals-Sänger Eric Burdon und der vom Schwermetaller zum Blues-Prediger konvertierte Supergitarrist Gary Moore kamen ins erstaunlich gut gefüllte Tollwood-Zelt – nicht, wie mancher vielleicht vermutet hatte, gemeinsam, sondern brav nacheinander.
Dieses Gitarren-Plektrum flog im November 1985 in hohem Bogen von der Bühne im Mannheimer Musensaal. Es wird heute noch in Ehren gehalten. Foto: Michael Grill
Sicher, Moores Begleitband blickte fast immer aus großer Distanz ehrfürchtig, wenn nicht gar verängstigt auf den Meister, was dem Gesamteindruck nicht gut tat. Moores theatralische Animations-Gesten wirkten manchmal arrogant und die Leidens- und Ekstase-Posen einstudiert, gekünstelt. Doch das änderte nichts daran, dass 80 Prozent des Konzerts eine Offenbarung waren, was man im Jahre 2009 mit dem guten alten Blues noch alles so anfangen kann.
Und wo für den begnadeten Techniker Moore sein großes Dilemma liegt, das zeigte er auch noch mal besonders anschaulich bei der letzten Zugabe „Parisienne Walkways“: Er begann diesen Monster-Schmacht-Song in der vielleicht intensivsten, genialsten Version seit Jahrzehnten – und dann zerhackte er alles mit überflüssigen, ellenlangen Hochgeschwindigkeits-Soli. Schade drum, aber gelohnt hat sich der Abend trotzdem."
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