Zur internationalen Kunstmesse "Highlights" in der Münchner Residenz
Im Wohnzimmer der besonderen Hingucker
Doch, das ist der Kaiserhof der Residenz - mit Salon-Atmosphäre im Pavillion. Foto: Munich Highlights
Ob Jürgen Rose weiß, dass ihm Herbert Achternbusch ein Riesentrumm Aquarell gewidmet hat? Ein schwarzes Pferd, vielleicht ist es auch ein Esel, reißt da sein blutiges Maul auf, aus dem Auge ragt ein Arm, im Hintergrund erkennt man leicht die Glyptothek. Münchens Lieblingsbühnenbildner, der eben erst eine Großausstellung im Theatermuseum hatte, und der schräge Regisseur-Schriftsteller-Maler werden den Sinn des Ganzen schon noch miteinander ausmachen. Kunsthändlerin Gertrud Rudigier, an deren Stand das auffallende Bild zwischen Alten Meistern und Antiquitäten hängt, amüsiert sich jedenfalls. So ein Hingucker zieht an – und zeigt, dass auch eine gediegene Kunstmesse wie die „Highlights“ mit Überraschungen aufwartet.
Bis Sonntag (1.11.2015) präsentieren 56 ausgewählte Kunsthändler im Kaiserhof der Residenz eine durchaus reizvolle Mischung aus Malerei und Plastik von der Antike bis zur Gegenwart, Fotografien, Papierarbeiten – hier hat sogar der Normalverdiener eine kleine Chance –, Möbel, Silber, Porzellan, Schmuck und feinste mittelalterliche Buchmalerei. Ein behaglicher Ausstellungspavillon (Architekt Tom Postma ist auch für die Art Basel oder die Tefaf im Einsatz) sorgt für erweiterte Wohnzimmer- oder besser: Salon-Atmosphäre, das ist sicher ein Pluspunkt dieser Messe.
Denn während in Maastricht oder London beträchtliche Strecken abzumarschieren sind, bieten die Münchner Highlights mit ihrer überschaubaren Ausdehnung auf 1600 Quadratmeter die Möglichkeit, sich wirklich auf die einzelnen Objekte zu konzentrieren: die kleinen Bozzetti am Stand von Rainer Jungbauer oder die „Mohrenuhr“, die Johann Georg Kreitmeir um 1690 für den Münchner Hof geschaffen hat und die jetzt in der Residenz quasi fast am alten Platz steht – beim Stundenschlag dreht sich ein Äffchen. Überhaupt kann man nicht nur bei Georg Laue ausgiebig staunen und der Welt abhanden kommen, so wie es den adeligen Sammlern früher in ihren Kunstkammern oder Studioli widerfuhr.
Allein, dazwischen funkt die Moderne, die auch dieser Messe wieder formidable Umsätze bescheren wird. Bei der Galerie Thomas rangeln die Herren Klassiker, für ein typisches Jawelensky-Konterfei sollte man schon eine knappe Million hinblättern können, Max Beckmanns „Kleine Drehtür“, die er 1946 kurz vor der Abreise in die Staaten gemalt hat, ist noch höher mit rund anderthalb Millionen Euro angesetzt. Doch das sind schon wieder Schnäppchen gegen einen farbintensiven Gerhard Richter aus den frühen 80ern, den die Züricher Galerie von Vertes für dreieinhalb Millionen – ob Franken oder Euro ist grad egal – feil bietet.
Wie zu erwarten, sind die großen Namen gut vertreten, Kokoschka und Schiele, Pechstein, Nolde, Miró oder Feininger. Und auch die Münchner Malerei erhält ihren Platz – etwa bei Alexander Kunkel, der ein Medusen-Haupt von Franz von Stuck im Angebot hat. Sowieso sind die alten Meister gut dabei, wenngleich sich Spezialist Konrad Bernheimer damit nun in München zurückzieht und auch am Stand den beiden Töchtern das zeitgenössische Feld überlässt. Fast. Mit einem Früchtestillleben von Abraham Brueghel setzt sich der Papa allerdings doch nochmal üppig in Szene.
Noch bis zum 1. November 2015. Eintritt: 25 Euro inklusive Messemagazin.