Vier Donnerbüchsen und ein Silberling
Noch nichts vor am Ostermontag? Fahren Sie doch mal Holzklasse.
Mit 50 Sachen jagt die E-Lok 169 005, Baujahr 1930, über die ICE-Hauptstrecke von München in Richtung Nürnberg. Hinten dran vier sogenannte Donnerbüchsen aus den 1930er Jahren, ein Mitteleinstiegswagen und ein ehemaliger Silberling, deren Insassen durchaus heftig geschüttelt werden. Der historische Sonderzug bietet noch am Ostermontag Brückenfahrten rund um München an.
Strahlende Gesichter haben die Fahrgäste, die dicht gedrängt auf den harten Holzbänken Platz genommen haben. Türen knallen, ein greller Pfiff der Lokomotive, dann geht es los am Gleis 12 des Ostbahnhofs. Vorbei am Rangierbahnhof München Ost nach Zamdorf, Englschalking und Johanniskirchen. Auf der Leinthaler Brücke, die über die Isar und den parallel verlaufenden Mittlere-Isar-Kanal führt, gibt es einen kurzen Halt, damit die Passagiere die Aussciht genießen können. Vom Isarufer winken die Menschen nach oben. Dem ICE passiert das nie. Und weiter führt die Fahrt unter dem "Tatzelwurm" hindurch, am Bahnhof Freimann vorbei bis zum Rangierbahnhof München Nord, der mit seinen 40 Richtungsgleisen zu den größten in Deutschland gehört. Bei Allach biegt der Zug ab auf die ICE-Hauptstrecke München-Ingolstadt-Nürnberg. Endlich Vollgas! Und Reisende, die ordentlich gebeutelt werden in der Holzklasse, erleben, warum die Waggons Donnerbüchsen genannt wurde. Aber das Vergnügen währt nur kurz. Über den Südring, vorbei an der Rückseite des Nymphenburger Schlossparks bewegt sich der Zug durch die Stadt, erreicht den Heimeranplatz und schließlich die "Braunauer Eisenbahnbrücke" über die Isar, wo er noch einmal kurz hält. Über den Nockherberg noch, dann endet die gut einstündige Reise wieder am Ostbahnhof.
Reisen in der Holzklasse macht Spaß und bereitet gerade Kindern ersichtlich besonderes Vergnügen. Es wäre sicherlich noch lustiger gewesen, wäre der Zug von der Dampflok 70 083 gezogen worden, die 1913 für die Königlich Bayerischen Staatsbahnen gebaut worden war. Das ging wegen der derzeit erhöhnten Waldbrandgefahr nicht. Interessant war es trotzdem. Die Tour führt in Gebiete der Stadt, die man so sonst nicht zu sehen bekommt. Und es geht gemächlich zu. Der Schaffner ist noch nicht Zugbegleiter, das Billett noch kein Ticket und der mitgeführte "Brodzeit-Wagon" noch kein Bord-Bistro. Ein nettes Erlebnis.
Historische Brückenfahrten rund um München noch am Ostermontag (25. April). Abfahrt an Gleis 12 des Ostbahnhofs um 10, 13 und 15 Uhr. Fahrpreis 13 Euro. Nächste Fahrten dann an Pfingsten.