Bühnen
Im Probensaal mit dem Choreografen Alexei Ratmansky"Wir wissen doch gar nicht mehr, was klassisches Ballett ist"
Alexei Ratmansky (46) ist im Moment der begehrteste klassische Choreograf. Der Bolschoi-Tänzer und bis 2008 auch -Direktor arbeitete unter anderem für die Pariser Oper, das Mariinsky Ballett und das American Ballet Theatre. Den Prix Benois erhielt er 2005. Nun studierte er mit dem Bayerischen Staatsballett eine Rekonstruktion von „Paquita“ ein – an der Seite des Harvard-Choreologen Doug Fullington, der die Original-Notationen nach Choreograf Marius Petipa entzifferte. » weiterlesen
Funny van Dannen mit neuem Album, Peter Pichler mit der Uraufführung einer HuldigungGeile Paradies-Welt im Schwere Reiter
13 Alben hat der Berliner Liedermacher Funny van Dannen bislang veröffentlicht, er ist ein Monolith der skurrilen Poesie. Nach langen zweieinhalb Jahren ist nun „Geile Welt“ erschienen, 17 neue Songs, die sozusagen in großer Besetzung eingespielt wurden, also mit „richtiger“, voll elektrifizierter Band. Und die rockt ab, dass man eigentlich auch gleich die mit van Dannen eng verbandelten Toten Hosen hätte nehmen können. Es klingt ungewohnt voll und laut, denn van Dannen ist viele Jahre ein puristischer Solopoet mit Lagerfeuer-Gitarre gewesen. Es passt aber gut genug, dass dies es sein neuer Stil für längere Zeit sein dürfte. Er selbst lässt jedenfalls ausrichten, „so glücklich wie noch nie nach einer Plattenproduktion“ zu sein. Zudem: In München wird ein lustiges Stück über van Dannen uraufgeführt, eine Hommage von Peter Pichler. » weiterlesen
Ballett im Theater Augsburg mit "Romeo und Julia" von Sergei ProkofjewLakonisch von der Schwärmerei zur verzweifelten Liebe
Man hat ihm Zeit gelassen, und er hat sie genutzt. Seit 2007 ist der Amerikaner Robert Conn Ballettchef am Theater Augsburg. Sieben Jahre nach seinem Amtsantritt kann der ehemalige Tänzer im Stuttgarter Ballett die Früchte seiner hartnäckigen Arbeit ernten. Vor allem die Ensembleszenen in Young Soon Hues Choreographie von Prokofjews „Romeo und Julia“ zeigen perfekt abgestimmtes Teamwork, das auch in weitaus berühmteren Compagnien nicht selbstverständlich ist. Aber diese Präzision hat ihren Preis. » weiterlesen
Yvonne Pougets "La Cattedrale nel Vento"In der liebevollen Umarmung Ganeshas
Es bleibt dabei, Yvonne Pougets Gesicht ist ein Schauspiel für sich. In ihrem neuen Stück "La Cattedrale nel Vento" spielt sie damit Scham und Verzweiflung, aber auch Hoffnung und Lebensdurst. Ihre vom japanischen Butoh inspirierten Pantomimen verknüpft sie obendrein mit den Darbietungen von Tänzern, Sängern und Musikern, so dass sich das Ganze zum bunten Trattoria-Abend auswächst. Das ist skurril, witzig, aber auch ein bisschen beliebig. » weiterlesen
Die Gärtnerplatz-Produktion "Wiener Blut" im CuvilléstheaterOperetten-Kitsch pur in einem verdammt lässigen Dreivierteltakt
Ganz am Ende, nach zwei Stunden zuckersüßer Operetten-Seligkeit, mag so manchem Besucher dann doch das eine oder andere böse Lied von Georg Kreisler eingefallen sein. Etwa jenes: „Was wäre Wien ohne Wiener?“ Nicht auszudenken. In Nicole Claudia Webers Neuinszenierung der Operette „Wiener Blut“ von Johann Strauß für das Gärtnerplatztheater, die jetzt im Cuvilliéstheater Premiere hatte, wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Kein Klischee fehlt. Ein bayerischer Engel und einer aus Wien wachen über das Geschehen. Der eine mit einer Brezn, der andere mit einer Weinflasche beschäftigt, Pointen durch die Lupe, Hauptsache: Man amüsiert sich. Dieses mit viel Engagement angestrebte Ziel wurde mit Bravour erreicht. » weiterlesen
Sabine Glenz mit "Hands and Days" im Schwere ReiterSo konzentriert, dass man eine Fliege summen hört
„Instant Composition“ nennt man es, wenn ein Komponist live während einer Vorstellung sein Werk generiert. Für Sabine Glenz‘ „Hands and Days“, das in München Uraufführung feierte, hatte Klaus Janek so einiges an Geräuschen während der Proben gesammelt: Atmen, Schritte, Rascheln, Rauschen und vieles mehr. Dazu holte er noch ein paar Außenaufnahmen ein, die man im Probensaal offenbar entfernt hörte. Arrangiert wird aber erst während der Vorstellung. So bekommt das neue Werk der Münchner Choreografin als Rahmen eine innovative Klangcollage, die ihre eigene, spannende Dynamik entwickelt. » weiterlesen
Zu "Zaun", dem neuen Album von KofelgschroaVom Wesen der Knallheit
„Und im Zehnminutentakt, / fahrt de S-Bahn durch die Stadt“, singen sie im Refrain des ersten Songs. Immer wieder erstaunlich, dieses Leben in München. Wie die Masse Mensch rhythmisch funktioniert. Unvergessen, das erste Interview mit Kofelgschroa – 2012. Gut zwei Stunden vor dem eigentlichen Termin kam ein Anruf. Man sei jetzt doch schon da. Es sei doch alles schneller gegangen beim Bayerischen Rundfunk. Nein, bitte keine Eile. Man eilte dann doch. » weiterlesen
Puccinis "Manon Lescaut" mit Jonas Kaufmann an der OperÜberraschung - es ist so schlüssig wie unspektakulär!
An der Kasse konnte man seit langem hören, was ohnehin jeder echte Freak ahnte: Innerhalb von fünfzehn Minuten waren alle Vorstellungen von Puccinis „Manon Lescaut“ an der Bayerischen Staatsoper ausverkauft. Nicht etwa, weil Spät-Revoluzzer Hans Neuenfels inszenierte. Seit seinem Bayreuther „Lohengrin“ mit den legendären Laborratten muss man bei ihm schließlich immer auf allerlei Schnickschnack gefasst sein. Aber Anna Netrebko und Jonas Kaufmann – dieses Traumpaar wollte sich dann doch niemand entgehen lassen. » weiterlesen
Zehn Jahre "Ballett und Wildnis"Die geheimen Gemeinsamkeiten von Ballerina und Sumpfhuhn
Zehn Jahre ist es her, dass Staatsballett-Choreograf Marc Geifes die Kompanie im Nationalpark Berchtesgaden tanzen ließ. Der Gegensatz von wilder Natur und kunstvollem Spitzentanz entwickelte damals so viel Appeal, dass immer wieder weitere Projekte folgten: Lisa Cullum und Alen Bottaini tanzten 2007 "Giselle" im Abendnebel vor dichtem Berchtesgadener Tannenwald, die Juniorcompany gastierte 2013 in der Weltenburger Enge bei Kelheim - Filme, Ausstellungen und Fotoserien entstanden. Jetzt ist "Ballett und Wildnis" mit einem Preis der Vereinten Nationen ausgezeichnet worden. » weiterlesen
Ballett "Lauda" in der MichaelskircheLoblied auf den Tanz und das Leben
"Wenn wir die Prüderie des 19. Jahrhunderts abschütteln, können wir den Tanz als spirituelle Ausdrucksform annehmen ... Im Tanz formt die Seele den Körper bis in die Spitzen, und in unserem Körper wohnt ein göttlicher Geist." Philosoph und Jesuit Godehard Brüntrup hielt in der Michaelskirche eine flammende Rede für den Tanz. Schon im Barock habe es ja Schauspiel und Tanz in der Kirche gegeben, sagte er. Diese Tradition nehme die Gesellschaft Jesu jetzt, im Jubiläumsjahr ihrer Wiedererrichtung, mit Norbert Grafs und Simone Sandronis "Lauda" wieder auf. » weiterlesen