Festspielzeit - Festspielsterne funkelten

von Achim Manthey

Express Brass Band (alle Fotos: Achim Manthey)

Großes Gedränge, großes Getöse und zarter Gleichklang. Zum zehnten Mal fand am Samstagabend in München die Festspiel-Nacht in den Fünf Höfen und darum herum statt.

Wolferl und Constanze Mozart auf Stelzen begrüßten das Publikum am Eingang zu den Fünf Höfen an der Theatinerstraße in München, obwohl sie mit der weiteren Veranstaltung nichts zu tun hatten. Mozart kam nämlich nicht mehr vor, dafür neben Bach und Beethoven jede Menge Jazz, Samba und vieles, was man klassischen Musikern sonst kaum zutraut. Spielfreude, Humor und die Lust der Musiker am Mummenschanz übertrugen sich auf das Publikum, das staunte, lachte, ergriffen war.

Bereits zum zehnten Mal fand die Festspiel-Nacht, eine Zusammenarbeit der Unicredit Bank mit der Bayerischen Staatsoper anlässlich der Eröffnung der Münchner Opernfestspiele, statt. Ein vielfältiges Programm wurde an unterschiedlichen Veranstaltungsorten angeboten. Hauptschauplatz waren die Fünf Höfe, aber auch das HVB Forum, die Salvatorkirche und das Literaturhaus oder der Pavillon 21 am Marstallplatz boten Veranstaltungen. Tausende waren erschienen, drängten sich durch die engen Passagen.

Einheizen zum Samba: OPERcussion

Klezmer vom Feinsten spielten Mitglieder des Orchesters Jakobsplatz auf der Freiluftbühne in der Kardinal-Faulhaber-Straße. Violine (Sandor Galgoczi), Klarinette (Dan Egorov), Kontrabass (Robert Prager) und Klavier ( Elena Rachelis) boten eine eigenartige und doch stimmige Harmonie. Auf der Plaza der Fünf Höfe ging die Post ab. Als OPERcussion spielte das Schlagzeugensemble der Bayerischen Staatsoper Samba, und wie. Mitreißend. Ganz still ging es dagegen im Preysinghof zu, als Mark Lawson im Preysinghof Bachs Partita Nr. 2 c-moll BWF 1004 aufführte. Beim Hugendubel wiederum rappelte es in den Bücherregalen: Das Arcis Saxophon Quartett, zwei Studentinnen und zwei Studenten der Hochschule für Musik und Theater, spielte Werke von Wiberry, Nyman, Krell und Boza.

Aber nicht nur Musik gab es: Lesungen von Ioan Holender und Igal Shamir, natürlich in der Buchhandlung. In der Galerie im Literaturhaus konnte die Ausstellung "Max Frisch. Heimat nach der Fremde" bewundert werden. Und im Portiahof war ein Zelt aufgebaut, in dem Maskenbildner der Bayerischen Staatsoper ihre Kunst zeigten - sehr witzig zu beobachten, wie aus einem grobschlächtigen Kerl doch noch ein Adonis wurde.

LadyBrass mit Blech auf der Brücke

Die Gruppen wechselten im Verlauf der Nacht ihre Standorte. Mal an der Theatinerstraße, dann wieder auf der Bühne in der Kardinal-Faulhaber-Straßemund zurück auf die Plaza der Fünf Höfe. Zu den großen, einmaligen Veranstaltungen wie der Darbietung des Generalmusikdirektors Kent Nagano mit Mitgliedern des Bayerischen Staatsorchesters war wegen Überfüllung kein Zutritt mehr möglich. Dafür konnte man Spaß haben an den Auftritten der Express Brass Band mit Musik vom Balkan bis nach New Orleans. Die gruftig verkleidete und geschminkte Gruppe war eine Höhepunkt der Nacht. Ganz still wurde es im Publikum, als die junge LadyBrass, bestehend aus Anna Sevecke (Trompete), Gisela Burgstaller (Horn)  und Britta Nolte (Posaune) hoch droben auf der Brücke über der Salvatorpassage zu ihrer Blechbläserkammermusik ansetzte. Sterne funkelten für Auge und Ohren.

Das alles war sehr fröhlich, bunt und vielfältig. Die aus der Enge des Orchestergrabens befreiten Vollblutmusiker spielten auf, dass es eine Pracht war. Und auch das, was der Nachwuchs hören ließ, machte Lust auf mehr. Es war ein toller Abend!

Foto: Achim MantheyFoto: Achim Manthey

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Veröffentlicht am: 26.06.2011

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