Gastrokritik zum Schapeau im Torbräu: Hohe Ziele am Isartor
Als Altmünchner Familienbetrieb hat das Hotel Torbräu am Isartor mal ganz grundsätzlich unsere Sympathie. Und dass das angeschlossene Lokal von der Besitzerfamilie Kirchlechner mit großem Ehrgeiz renoviert und nun in eigener Regie weitergeführt wird, ebenfalls. Das Schapeau will mehr sein als ein gutes Lokal in guter Lage. Ein Ziel, das man zumindest schon mal im Visier hat.
Angenehme Rot- und Grautöne empfangen den Gast, überall schöne Art-Deco, vielleicht hier und da ein Tick zuviel der Schnörkelei (siehe Bindfadensalat-Deckchen, bonbonfarbene Kissen, Wandornamente). Bis in die Schrifttype der Weinkarte hinein hat man einheitlich gestylt, aber den dort zu lesenden blöden frauenfeindlichen Spruch von Baron Rothschild (irgendwas mit geöffneten Flaschen und geöffneten Frauen) hätte man im vergangenen Jahrhundert lassen können.
Nebenbei: Gegen Alfons Schuhbeck haben wir nichts, außer dass er eine Art Beckenbauer der gehobenen Gastronomie geworden ist, also ein omnipräsenter Allesmacher, und sich, rein wirtschaftlich gesehen natürlich, immer weiter fortpflanzt. Im Schapeau regiert nun ein bisschen Schuhbecks anerkannt sternwürdiger kulinarischer Geist, denn Chefkoch Sascha Santen hat bei ihm gearbeitet.
Somit kommen wir zu den Sachen, die von einem höchstmotivierten Service gereicht werden: Wer für ein Glas Riesling 8.40 Euro ausgeben mag, der kann das rheinhessische „Fass 68“ (2010, Weingut Wittmann) genießen – frisch-spritziger wird ein Riesling (fast) nicht. Auch sonst sind die Weine ihr nicht zu knappes Geld wert: der fast spätlesig duftig-volle Weiße Burgunder (7.70), der erstaunlich weiche und tonig-warme Zweigelt (7.70) sowie der tadellos dunkel-kirschige Merlot (6.50).
Die Küche ist spitze, wenn sie ein Stück Fleisch oder Fisch vor sich hat. Bei der gebratenen Entenleber auf Schwarzwurzelsalat (10.50) ist erstere herrlich zart und angenehm temperiert, die Wurzel allerdings blass und unangenehm kalt. Ähnlich ist's bei der originell kombinierten Rote-Bete-Meerrettichterrine mit geräuchertem Saiblingsfilet (12.80), auch wenn hier die Küche den Fisch vermutlich nicht selbst geräuchert hat. Und das Bild bleibt so: Wunderbar mürbe geschmorte Rinderbäckchen (18.50) mit zu salzigen glacierten Karotten; einwandfreier Zander (21.50) mit Risotto, dessen Safran ebenso vom Salz betäubt wird.
Wechselhaft auch das Dessert-Gefühl: Der Topfenknödel mit Nougat (7) ist in Ordnung, aber etwas sehr klein, und ein überkritischer Mensch könnte ihn sich vielleicht noch etwas lockerer wünschen. Die Rohmilchkäse-Variation (9.50) besteht aus einer gut 200 Gramm mächtigen fein-deftigen Auswahl, die aber von Walnüssen begleitet werden, die man, Entschuldigung, als leicht ranzig bezeichnen muss - was in dieser Preiskategorie nicht verziehen wird.
Sind wir zu böse? Hoffentlich nicht, denn eigentlich fühlt man sich wohl im Schapeau. Nur bis zum Schuhbeck-Stern dauert es wohl noch ein bisschen.
Tal 41, täglich offen von 11 bis 1 Uhr, Telefon 24234300, Infos im Web unter www.schapeau.de