Kleine Kunst- und Kulturorte in und um München(9)
Das Bad für Zar und Kaiserin
Das Dachauer Land steckt voller Kleinodien. Schloßgut Maria Brunn mit der kleinen Wallfahrtskirche "Zur Ehre unserer Lieben Frau" ist ein ganz besonderes. Ein Ausflug ins Grüne.
Auf halben Weg zwischen Ampermoching und Röhrmoos im Dachauer Land geht es, aus München kommend, links ab. Eine schmale, gewundene Straße führt direkt zu auf das idyllisch zwischen Wald, Feldern und Wiesen gelegene Schloßgut Maria Brunn zu und lässt den Besucher eintauchen in eine andere Welt - mit einem der schönsten Biergärten der Gegend.
Der Holzknecht Stephan Schlairböck aus Ampermoching soll Schuld gewesen sein, den bei der Arbeit im sogenannten "Gerichtsschlag" Durst überkam, den er an einer Quelle stillte, die er ausgegraben hatte. Und zugleich hat er all seine Schmerzen verloren durch diesen wunderbaren, klaren Trank, worüber er im Juli des Jahres 1662 dem Dachauer Landpfleger Georg Teissinger berichtete, der die Quelle sofort "bey zehn Schuech tief" erfassen und einen Auffangbehälter anlegen ließ. Auf eigene Kosten errichtete er zu dieser Zeit die Kapelle "Zur Ehre unserer Lieben Frau" und stiftete eine am Mittwoch und Samstag zu lesende Wochenmesse, die sich seit 1957 auf ein Gelübte des Jesuitenpaters Karl Ott jeweils am 13. eines Monats von Mai bis Oktober bis heute erhalten hat.
Die Quelle behielt besondere Ehren. Schon 1674 berichtete der Medicus Franz I. Thiermair über die Qualitäten des Heilwassers, die denen aus Bad Adelholzen nahe Traunstein in nichts nachstanden. Und der kurfürstliche Leibarzt und Besitzer des Gesundbades Maria Brunn, Dr. Anton Leuthner, lobte 1790 das Wasser mit Bestandteilen aus "Kalkerde, Erdsalz, Ockererde mit Eisengehalt" als besonders heilsam - wohl nicht ganz uneigennützig. Kein Wunder also, dass sich alsbald zahlreiche Prominenz in dem kleinen, aufstrebenden Waldbad einstellte. König Max begleitete 1808 und 1809 seine leidende Tochter Ludovika, als Gattin König Friedrich Wilhelms IV. spätere Königin von Preußen, dorthin. Sie wurde alsbald gesund. Ihre Krücken sind noch heute in der linken Wandnische zu sehen.
Eine Art Dr. Eisenbart gab es auch, als die "Doktorbäuerin" Amalie Hohenester 1863 das Anwesen erwarb und aus dem kleinen Ort im Dachauer Land ein Weltbad machte, in dem sich Könige, Prinzen, Großfürsten und der Geldadel ein Stelldichein gaben. Zar Alexander II., die österreichische Kaiserin Sissy, Königin Vera von Württemberg oder der französiche Baron Rothschild ließen sich von der "Doktorbäuerin" untersuchen und kurieren.
Seit 1907 steht das herrschaftliche Anwesen im Eigentum der Familie Breitling, die es seitdem hegt und pflegt. Landwirtschaft wird nicht mehr betrieben, die Gebäude sind an Münchner Firmen und Theater als Lagerstätten vermietet. Der einstige Brauereibetrieb wurde wegen Abwasserproblemen 2001 geschlossen und in eine kleine Schnapsbrennerei umgewandelt, in dem der berüchtigte "Mariabrunner Rachenputzer" destilliert wird, den man im Kirchladl erwerben kann.
Und wer nicht selbst pumpen mag, kann auch in den traumhaften Biergarten gehen (Foto: Achim Manthey)
Und dann gibt es diesen wunderbaren Biergarten mit den fest gefügten Holztischen und -bänken, der sich unter schattigen Bäumen bis weit an den Waldrand erstreckt. Bier von der Privatbrauerei Fischer gibts zu trinken, das Weißbier kommt aus Erding und es gibt sogar - nun ja - Aqua Panna für die motorisierten Gäste. Schweinsbraten mit Knödel, Würstel und diverse Sülzen - uns schmeckte die zarte Spanferkelsülze mit Kürbiskernöl (6,90 Euro) besonders gut - verschönern den Aufenthalt.
Und die Quelle sprudelt bis heute. Mit einer Handpumpe kann man sich das Wasser holen und in Flaschen abfüllen. Den Gerüchten nach ist es immer noch heilsam und allemal besser als das aus der Traunsteiner Gegend.
Anfahrt über Dachau, Hebertshausen und Ampermoching Richtung Röhrmoos, auf halbem Weg Abzweigung nach Maria Brunn.