The Straits in der Muffathalle
Ohne Mark Knopfler - erstaunlich, wie ersetzbar ein Unersetzlicher ist
So tief kann man sinken – das ist der erste Gedanke beim Betreten des Spielorts: Die einstige Superband Dire Straits ist als „The Straits“ ohne ihren maßgeblichen Sänger und Gitarristen Mark Knopfler unterwegs, und schon steht man nicht vor einem vollen Olympiastadion, sondern vor einer kaum halbgefüllten Muffathalle. Man fragt sich was das soll – bis das Licht aus- und die Spots angehen. Überraschung: Die Straits halten tatsächlich die Schönheit und die Eleganz am Leben, die die Dire Straits einst erfanden.
Ganz ruhig gleitet die Band in ihren Auftritt mit „Private Investigations“ – es ist und bleibt ein Gänsehautstück. Da werden Erinnerungen so sehr wach, dass einem das Wasser unvermittelt in den Augen steht. Obwohl von der Formation gerade mal drei Musiker zu den Dire Straits gehörten (Keyboarder Alan Clark, Saxofonist Chris White und Gitarrist Phil Palmer, die beiden letzteren waren sogar nur Tour-Musiker) beherrschen sie die einst mit Knopfler zur Perfektion gebrachten, sich langsam aufbauenden Spannungsbögen und den klaren und zugleich dynamischen Sound.
Völlig entspannt und mit sich im Reinen: The Straits. Foto: Michael Grill (alle Fotos mit Genehmigung von Alan Clark)
Eine Rest-Band, aber völlig entspannt und mit sich im Reinen. Das liegt vor allem an Terence Reis, dem Mann in der Knopfler-Rolle, der ein bisschen wie ein junger Gary Moore ausschaut. Seine Stimme ähnelt der von Knopfler stark, beim Gitarrenspiel hält er sich bis hin zur Picking-Spielweise und der Wahl des jeweiligen Gitarrentyps ans Original. Sein Sound ist vielleicht etwas kantiger, nicht ganz so smooth wie der von Knopfler. Er interpretiert nicht wirklich, aber er kopiert auch nicht nur: Er ersetzt den fehlenden Part und spielt dabei seine Rolle perfekt.
In knapp zwei Stunden gibt es unter anderem zu hören: „Walk of Life“, „Romeo and Juliet“, „Tunnel Of Love“, „Communiqué“, „Brothers In Arms“, „Sultans Of Swing“. Wer denkt, er bekäme dabei vielleicht 30 oder 40 Prozent von dem, was die Dire Straits einst ausgemacht hat, der irrt: Es sind bestimmt 95 Prozent. Entsprechend groß ist der Jubel eines kleinen Publikums aus Alt-Fans.
Sicher, das Werk der Dire Straits markiert auch einen der großen musikalischen Stillstände der 80er Jahre, und hier ist dieser brillante Stillstand zusätzlich eingefroren in Nostalgie. Doch warum nicht, wenn es gelingt, diese Lieder als das zu zeigen, was sie sind: Große, bleibende, gültige Werke.