Freigang
Berlinale-Auftakt mit "Midnight Special" von Jeff NicholsMix aus Paranoia-, Thriller- und Familienfilm
Mit 66 Jahren... da fängt das Leben an... Ob trotziges Seniorentum à la Udo Jürgens auf die Internationalen Filmfestspiele von Berlin passt, auch wenn die Berlinale heuer ihren 66sten feiert? Welchen Jahrgang an Filmen diese Schnapszahl wohl hervorbringt? Kopfweh-lastiges oder Feier-Filme? Wir werden sehen. Bis zum 21.2.2016 grassiert auf jeden Fall wieder das Filmfieber in der Hauptstadt. Am Donnerstagabend stand schon mal ein erstklassiger Eröffnungsfilm auf dem Programm: Die vierfach Oscar-dekorierten Coen-Brüder hatten ihre satirisch-überdrehte Hommage an das klassische Hollywood-System der „Goldenen Ära“ der 1940er und 1950er Jahre („Hail, Caesar!“) im Gepäck: Ein absoluter Hit, der Kritiker- wie Publikumsherzen im Sturm für sich gewinnen konnte und zugleich ein seltener Fall. » weiterlesen
Karl Stankiewitz über die Einführung der Redoute vor 300 JahrenWie der Fasching in München entstand
Ob Max Emanuel die Idee vom Carneval in Venedig oder von seinem langjährigen Exil in Frankreich heimgebracht hatte, ist noch nicht erforscht worden. Jedenfalls erwähnt die Stadtchronik im Jahr 1716 die erste „Redoute“ in der Residenz des an Lust und Luxus gewohnten „Blauen Kurfürsten“, der zehn Jahre später an einem Magenleiden starb. Wenn das Datum stimmt, dann wird die Hochform des Münchner Faschings jetzt genau 300 Jahre alt. » weiterlesen
Zum 85. Geburtstag des Bildhauers Martin MayerMit Gottvertrauen und üppigen Feen
Seinen Keiler vor dem Jagdmuseum in der Münchner Fußgängerzone kennt jedes Kind. Auch den Franziskus oder die dralle Olympia. Am 16. Januar 2016 wurde der Münchner Bildhauer Martin Mayer 85 – ein Besuch bei ihm in der Borstei. Die eine räkelt sich ungezwungen am Boden. Zwei andere gucken Löcher in die Luft. Dazwischen öffnet eine Mollige verträumt die angewinkelten Beine, während einem die nächste ihr herrlich ausuferndes Gesäß entgegenstreckt. Ein bisschen wie in Ingres‘ „Türkischem Bad“ geht es hier zu. Nur sitzt der Pascha mittendrin: Martin Mayer lächelt, und seine durchdringenden blauen Augen leuchten herausfordernd. So viele Frauen – das macht ihm so schnell keiner nach. » weiterlesen
Schauspieler Walter Sedlmayr wäre jetzt 90 Jahre altDer Paradebayer
Neunzig Jahre eines unsteten Lebens voll scheinbarer Erfolge lägen jetzt hinter ihm. Ein Vierteljahrhundert lang gehörte er zum Ensemble der Münchner Kammerspiele. Aber nie hatte er eine tragende Rolle bekommen. Eigentlich war er auch gar nicht beliebt unter seinen Kollegen. Ihnen war der füllige, oft herumnörgelnde, etwas verklemmte, am 6. Januar 1926 in München geborene Kleindarsteller, der es gerade mal zum Zuhälter in der „Dreigroschenoper“ und zu Nebenrollen im Heimatfilm brachte, immer ein bisschen zu patzig, wohl auch zu hinterfotzig. Dass ihn jedoch eben diese Eigenschaften einmal zum Star machen sollten, konnte damals niemand ahnen. » weiterlesen
Bonn und München feiern das Werk der Konzeptkünstlerin Hanne DarbovenDoppelte Hommage an die Maximalkunst einer grandiosen Anachronistin
Wo soll man eigentlich anfangen? Einfach mittendrin in diesem Raster-Meer gerahmter Seiten? Sitzt womöglich im Detail die Erklärung? Und was ist überhaupt der Sinn dieser dauernden Überbordung? Man könnte hier leicht ungehalten werden. Und ratlos. Ratlos vor allem, wenn man sich dem Werk Hanne Darbovens (1941-2009) mit den üblichen Erwartungen nähert und das Ganze kapieren, durchdringen, eine Botschaft aus dieser – nennen wir’s ruhig – Zumutung herausfieseln will. » weiterlesen
Zur Feier von Richard GrimmWie aus einer verrückten Idee das Jüdische Museum entstand
Jetzt, wo es schon seit Jahren wie selbstverständlich am St.-Jakobs-Platz steht, ist es eine Geschichte aus grauer werdender Vergangenheit. Dabei war es ein buntes, aber nicht immer fröhliches Abenteuer, wie einst aus einer kleinen Privatinitiative das Jüdische Museum München entstand. Der Mann, der den Anstoß gab, wurde 2015 70 Jahre alt. Deshalb möchten wir ihn auch hier würdigen, bevor das neue Jahr kommt und auch diese Vergangenheit wieder ein Stück grauer wird. (gr.) » weiterlesen
"Nullnummer", das neue Buch von Umberto EcoAls hätte man was in der Hinterhand
Der Politikwissenschaftler Francis Fukuyama behauptete schon 1992 das Ende der Geschichte. Die Dynamik des geschichtlichen Prozesses hat seitdem unter dem Schleier der digitalen Echtzeit wohl weiter rapide an Kontur verloren. Verlarvt sich die Welt darin zum gesichtslosen Gerücht, über das ihre Medien in der heutigen Nachricht versprechen, morgen zu berichten? Aus Nachrichten werden Optionen auf Nachrichten? So oder ähnlich sieht es wohl auch der Großmeister des Zeichens, Umberto Eco, der mit "Nullnummer" einen Roman über das Italien des Jahres 1992 und seine Medien am Beginn sich global vernetzender Verschwörungstheorien durch das Verhüllungsmedium Internet geschrieben hat. » weiterlesen
Ein neuer Verein für das nördliche BahnhofsviertelRoter Ring statt Rotlicht
Ein fünfzehn Tonnen schwerer Ring, rot bemalt und mit zwölf Metern Durchmesser ein regelrechtes „Riesenrad“, wurde 1999 in Bahnhofsnähe gerollt. Eigentlich sollte das von dem bedeutenden italienischen Bildhauer Mauro Staccioli geschaffene Kunstwerk symbolisch über einem Tunnel des Altstadtrings montiert werden. Doch das hätte zu hohe Umbaukosten erfordert. So brachte das runde Ding dann immerhin einen städtebaulichen Akzent in die Brache westlich des Alten Botanischen Gartens. Dem gemeinen Münchner indes blieb der Ring ein Unding, manchen auch ein Ärgernis - zumal er zur Zeit von ähnlich rätselhaften, eher schäbig scheinenden Kunst-Objekten umringt ist. » weiterlesen
Osram Kunstpreis 2015 "LIO - Light Is Osram"Ein bisserl Erleuchtung
Der weltgrößte Lichthersteller Osram macht etwas sehr Gutes: Er finanziert und verleiht einen Preis für junge Künstler. Heuer zum zweiten Mal, nachdem 2013 die langjährige Präsentation von hochklassigen Lichtkunstwerken vor dem (damaligen) Firmensitz am Mittleren Ring in Giesing nach einem Umzug an die Autobahn im Münchner Norden obsolet geworden war. Im Ehrensaal des Deutschen Museums wurde nun der "LIO - Light Is Osram" überreicht und dabei - bleiben wir im Bilde - ein Schlaglicht auf gleich mehrere Aspekte von Kunst und Mäzenatentum geworfen. » weiterlesen
Kurt Faltlhauser fordert erneute Sanierungen von Felddherrnhalle und SiegestorMarmor, Stein und Eisen bricht
Kurt Faltlhauser liebt die Ludwigstraße. Schon in jungen Jahren hatte er als Fremdenführer die 1170 Meter lange Trasse des zweiten bayerischen Königs gründlich durchmessen. Später amtierte er neun Jahre lang als Finanzminister im repräsentativen Leuchtenberg-Palais. Seinerzeit machte er sich für einen (noch der Vollendung harrenden) Dichterpark im Finanzgarten stark und warnte vor einer Wiederherstellung von Klenzes grau-grünlicher Fassadenfarbe, wie von der staatlichen Denkmalpflege verlangt. Deshalb darf die helle Ockerfarbe, die später aus Wien importiert wurde, rund um den Odeonsplatz nach wie vor dominieren. Ein Erfolg, der Freunde des gewohnten Stadtbildes freut. Doch am Anfang und am Ende der königlichen Straße gibt es zwei Problemfälle. » weiterlesen