Ausstellungen
Zum 85. Geburtstag des Bildhauers Martin MayerMit Gottvertrauen und üppigen Feen
Seinen Keiler vor dem Jagdmuseum in der Münchner Fußgängerzone kennt jedes Kind. Auch den Franziskus oder die dralle Olympia. Am 16. Januar 2016 wurde der Münchner Bildhauer Martin Mayer 85 – ein Besuch bei ihm in der Borstei. Die eine räkelt sich ungezwungen am Boden. Zwei andere gucken Löcher in die Luft. Dazwischen öffnet eine Mollige verträumt die angewinkelten Beine, während einem die nächste ihr herrlich ausuferndes Gesäß entgegenstreckt. Ein bisschen wie in Ingres‘ „Türkischem Bad“ geht es hier zu. Nur sitzt der Pascha mittendrin: Martin Mayer lächelt, und seine durchdringenden blauen Augen leuchten herausfordernd. So viele Frauen – das macht ihm so schnell keiner nach. » weiterlesen
"Painting 2.0. Malerei im Informationszeitalter" im Museum BrandhorstMammut-Schau mit Mut zur Behauptung
„Hört auf zu malen!“ war der Bild gewordene Widerspruch: Jörg Immendorff brachte seine Schaffenskrise als Beuys-Schüler 1966 mit einem – gemalten – Imperativ auf den Punkt. Ein großes Kreuz streicht ein Bett mit Beuys-Hut aus. Diese Trotz-Geste taugt zugleich als Symbol für die Identitätskrise der ganzen Gattung nach dem Missbrauch der Figuration und ausgereizter Abstraktion. Mit der Malerei ging es bekanntlich trotzdem weiter, sie wandelte sich, sichtbar verunsichert, manchmal bis zur Unkenntlichkeit. » weiterlesen
„Auf goldenem Grund“ - exklusive Trecento-Tafelbilder aus Thüringen in der Alten PinakothekEinmaliger Blick auf den Beginn der Neuzeit
Viel hat die Alpen nicht überquert. Aber ein bissl Giotto ist auch in den späteren Bayerischen Staatsgemäldesammlungen gelandet. Da besaß Ludwig I. durchaus Gespür für Qualität, als er zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach früher italienischer Malerei Ausschau hielt und 1805 – da war er noch Kronprinz – das „Letzte Abendmahl“ (1311/12) für München erwerben konnte. Die quadratische Tafel mit rund 43 Zentimetern Seitenlänge ist ein wunderbares Beispiel, wie sich der Meister der Franziskus-Fresken in Assisi oder des ausgetüftelten Programms der Paduaner Arenakapelle geradezu kühn den Raum erobert. Und die Körper der Apostel bekommen Gewicht, der Wirklichkeit oder besser der Schwerkraft entsprechend lasten ihre Hintern auf einer Holzbank. Pfund für Pfund. » weiterlesen
Laure Prouvosts Installation im Haus der KunstTraum von einer angenehmeren Welt
Man könnte das Haus der Kunst als durch und durch maskuline Architektur bezeichnen: Ein geradezu aggressiv rechtwinkliges Monument des totalen Größenwahns. Aber dann hätte man sofort ein paar Männerrechtler am Hals. Laure Prouvost (geboren 1978) verpackt diese Deutung lieber charmant in ihren Vorschlag, wie man das Haus einladender gestalten könnte: „More boobs“. » weiterlesen
Bonn und München feiern das Werk der Konzeptkünstlerin Hanne DarbovenDoppelte Hommage an die Maximalkunst einer grandiosen Anachronistin
Wo soll man eigentlich anfangen? Einfach mittendrin in diesem Raster-Meer gerahmter Seiten? Sitzt womöglich im Detail die Erklärung? Und was ist überhaupt der Sinn dieser dauernden Überbordung? Man könnte hier leicht ungehalten werden. Und ratlos. Ratlos vor allem, wenn man sich dem Werk Hanne Darbovens (1941-2009) mit den üblichen Erwartungen nähert und das Ganze kapieren, durchdringen, eine Botschaft aus dieser – nennen wir’s ruhig – Zumutung herausfieseln will. » weiterlesen
„Picasso. Mann Frau“ im Buchheim Museum am Starnberger SeeUnd ewig lockt der Dominator
Nein, bei einem Genie darf man nicht kleinlich sein. Da hat selbst die Kunstlehrerin im figurfern wallenden Malerkittel eine Ausnahme gemacht und ihre ansonsten stramm feministische Grundhaltung für einen ausgedehnten Moment der Euphorie vergessen. Bei den ganz Großen gelten andere Gesetze, auch in prekären Fällen, das ist immer wieder schön zu beobachten. Aber angeblich hat die minderjährige Marie-Thérèse Walter wenigstens brav den 18. Geburtstag abgewartet, um sich endlich ihrem 25 Jahre älteren Liebhaber hinzugeben. Einem Picasso könne sich eine Frau auf Dauer nicht widersetzen, sollte sie später bekennen. Und schon ist man mittendrin in diesen schillernden amourösen Abenteuern des wichtigsten Künstlers der letzten hundert Jahre – im Buchheim Museum sind nun die „Ergebnisse“ vor allem auf Papier zu verfolgen. » weiterlesen
Olaf Metzel und Hans von Marées beieinander in der Neuen PinakothekAfrikanische Schwestern ganz nah vor Lampedusa
Beim einen scheiden sich die Geister, der andere erhitzt regelmäßig die Gemüter. Schon allein deshalb sollte eine Gegenüberstellung der Werke Hans von Marées‘ (1837-1887) und Olaf Metzels, Jahrgang 1952, für ein paar Funken sorgen. Außerdem schafft es der Münchner Bildhauer und Akademieprofessor, mit dem Deutschrömer Marées einen Maler in den Fokus zur rücken, dessen dunkle Refugien man in der Neuen Pinakothek – seien wir ehrlich – nur zu gerne umgeht. » weiterlesen
Paul Klee und Wassily Kandinsky im LenbachhausKosmischer Schwebezustand einer Freundschaft
Wer war größer, Schiller oder Goethe? Die abgestandenen Kalauer liegen einem schon auf der Zunge, und womöglich haben Paul Klee (1879-1940) und Wassily Kandinsky (1866-1944) erst eine Runde geblödelt, bis dann dieses ziemlich komische, aber genauso vielsagende Foto entstanden ist: 1929 stellten die beiden im Frankreich-Urlaub bei Biarritz das berühmte Weimarer Dichter-Denkmal am Strand nach. Kandinsky warf sich als Goethe, der 13 Jahre jüngere Klee als Schiller theatralisch in Pose. Ironie hin oder her, die Herren Bauhaus-Professoren wollten ja auch nichts weniger als eine neue Ära der Kunst begründen. » weiterlesen
Interview mit Kuratorin Annegret Hoberg zur Kandinsky-Klee-Ausstellung im Lenbachhaus"Da sitzt was in der Seele"
Sie waren Freunde und Konkurrenten zugleich. Nun ist den Künstlern Paul Klee und Wassily Kandinsky im Lenbachhaus eine umfassende Ausstellung gewidmet. Man ist sich grün, tauscht sich aus, inspiriert sich gegenseitig – das führt in Künstlerkreisen oft zu wunderbaren Ergebnissen. Im Frühjahr war das in der Ausstellung zu Franz Marc und August Macke zu sehen. Mit Kuratorin Annegret Hoberg sprachen wir über Farbbäder, Teezeremonien, Karrierekicks und -knicks. Die Kunsthistorikerin aus Düsseldorf arbeitet seit 1987 als Kuratorin am Lenbachhaus, wo sie die Sammlung des Blauen Reiter betreut. Sie zählt zu den wichtigsten Expertinnen der Künstlervereinigung. » weiterlesen
Amelie von Wulffen in der Pinakothek der ModerneDas Bild, das sie hätte malen wollen
Bitte setzen Sie sich: auf Beckmann, van Gogh oder doch lieber Goya? Im Saal 21 der Pinakothek der Moderne hat Amelie von Wulffen (geboren 1966) eine Installation aus bemalten Schulstühlen aufgebaut, einige tragen die Selbstbildnisse berühmter Meister im jeweiligen Malstil auf Sitz oder Lehne. Von hier aus kann man die Projektion ihrer Zeichnungen "Am kühlen Tisch" betrachten, dahinter an der Wand prangen in Petersburger Hängung 24 ihrer Collagen in diversen Formaten. » weiterlesen