Musik
Das Gärtnerplatztheater mit "Peter Grimes" von Benjamin Britten im PrinzeAuf schwierigem Terrain irgendwie doch nicht gescheitert
Ein Schelm, wer unterstellt, dass sich das Gärtnerplatztheater vorsätzlich zur Aufgabe gemacht hat, trübe Herbsttage zusätzlich zu verdunkeln. Schließlich ist die von Benjamin Britten in teils wilde und ekstatische Musik gesetzte Geschichte des Fischers Peter Grimes nicht gerade eine Story zum Wohlfühlen. Auch wenn am Ende so mancher Premierenbesucher im Prinzregententheater eher ratlos als emotional aufgerüttelt zurückgelassen wird. » weiterlesen
Janaceks "Die Sache Makropoulos" in der StaatsoperKaum verhüllt gewonnen, mit SM-Quatsch genervt
Eine Oper, eineinhalb Stunden kurz, die über das ewige Leben spekuliert: Janaceks „Die Sache Makropulos“ ist seit ihrer Uraufführung im Jahr 1926 ein Geheimtipp geblieben, geachtet, doch nicht geliebt, ein Stück für den fortgeschrittenen Fan, der glaubt, „La Traviata“ hinter sich gelassen zu haben und nach Höherem strebt. Erstmals präsentiert nun die Staatsoper im Nationaltheater die von Annette Thein, Jonás Hájek und dem Dirigenten Tomás Hanus gemeinsam mit dem Verlag Bärenreiter erarbeitete, kritische Neuedition in tschechischer Sprache – musikalisch auf höchstem Niveau, szenisch bisweilen eher fragwürdig als überzeugend. » weiterlesen
"Tesseract" und "Animals as Leaders" im BackstageWunderkinder und Sparzwang
Das war früher so eine Sache mit den Wunderkindern: Den Mozart Wolfgang konnte man rumschippern und exklusiv vermarkten; eine europäische Berühmtheit, die sich noch keinem globalen Konkurrenzdruck stellen musste. Heute schnurren die Distanzen internetbedingt nur auf ein paar Clicks zusammen, und auf YouTube häufen sich die Beiträge im steten Wettstreit darum, wer auf der Gitarre die schnellsten Skalen frickelt. » weiterlesen
"Kaspar Hauser" mit der Kammeroper im HubertussaalEin gefundenes Märchen für die Gesellschaft
Ein Protagonist, der kaum spricht und sich mit dem Gehen schwer tut – ein gewagter Stoff für eine Oper. Viel hängt in so einem Fall von der Qualität der Inszenierung ab. Mit Einfallsreichtum und Eleganz meistern Regisseur Dominik Wilgenbus und Arrangeur Alexander Krampe diese Herausforderung in der Oper „Kaspar Hauser“. Die jungen Solisten und das Orchester der Münchner Kammeroper überzeugen mit ausdrucksstarkem Gesang und präzisem Spiel. » weiterlesen
Blumfeld mit "20 Jahre L'Etat Et Moi" in der TheaterfabrikAbgefahren bis zur Wiederholbarkeit
Das kann ja eigentlich nur schiefgehen: Eine der komplexesten und intellektuellsten deutschen Bands ruft sieben Jahre nach ihrer gutbegründeten Auflösung zur Jubiläumstour ihres vor 20 Jahren erschienenen Frühwerks. Im besten Falle wird das nostalgisch, im schlimmsten eine Abzocke. Blumfeld 2014 auf Tour mit „L'Etat Et Moi“, versehen mit dem Spießerprädikat „Originalbesetzung“ - eine Peinlichkeit mit Ankündigung, Reenactment der damals sogenannten Hamburger Schule? Es kam ein bisschen so, aber im Grunde kam es doch ganz anders. » weiterlesen
Mit Jamaram im StudioAfrikatage im Groovegarten Eden
Ihre größten Erfolge feierte die Band Jamaram mit einem Mix aus Reggae, Rock und Latin-Rhythmen - seit zwei Jahren erkundet die Band allerdings Afrika. Jetzt schließen die Musiker ihre Kooperation mit zimbabwischen Künstlern mit der Produktion einer CD ab. Ein Besuch in einem ganz besonderen Zoo, sozusagen. » weiterlesen
Stephanie Lottermoser beim Munich Jazz Summer in der UnterfahrtSie hat die Siebenmeilenstiefel an
Mit ihrem Hit „Step Ahead“ von der aktuellen CD „Good Soul“ hatte sie bereits letztes Jahr einen großen Schritt nach vorn gemacht. Nun erleben wir Stephanie Lottermoser mit Band in leicht variierter Besetzung an fünf ausverkauften Tagen in der Unterfahrt mit musikalischen Riesenschritten. Und nach der letzten Vorstellung ist sie schon auf dem Sprung ins Studio zur nächsten Produktion. Bekräftigt dies unter anderem mit ihrer Version von „These Boots Are Made For Walking“. » weiterlesen
"L'Orfeo" bei den OpernfestspielenDes Hippies edler Heimgang in die Unterwelt
Eine Sekunde nicht aufgepasst, und schon ist es passiert. Da hilft auch kein noch so schöner Singsang. Pluto bleibt hart. Orpheus muss ohne seine geliebte Euridice aus der Unterwelt zurück ins Freie. Dorthin, wo die Welt anfangs noch heil war, wo eine ausgelassene Flower-Power-Gesellschaft sich einen VW-Bus gemietet hatte, um gemeinsam in schöner Landschaft die Vermählung der beiden zu feiern. Im Prinzregententheater wuchsen die Blumen buchstäblich in den Himmel. » weiterlesen
Cameron Carpenters "Orgelrevolution" in IngolstadtMit dem Spezialschuh Vollgas auf der Dampfwalze
Die kommende Sensation auf einem Markt, der bislang von Künstlern wie Lang Lang und David Garrett bedient wird, füllt bereits das große Stadttheater: Virtuosität und Ernsthaftigkeit paaren sich mit steiler Optik, die Klassik wird mal wieder auf die Bühne "für alle" geholt. Hier muss man zunehmend von Cameron Carpenter reden, der in Ingolstadt zeigte, dass er nun die Orgel vom Instrument zum Event upgraded - und das ist auch positiv zu verstehen. » weiterlesen
Rossinis "Guillaume Tell" erste Premiere bei den OpernfestspielenAufs Denkmal geschossen, aber nur den Apfel getroffen
Das Ereignis fand 24 Stunden vorher statt. Anna Netrebko sang die Lady Macbeth in Martin Kusejs viel gescholtener Verdi-Inszenierung aus dem Jahr 2008, mit der Nikolaus Bachlers Staatsopern-Intendanz begann - inklusive nackter Männer, die von der Decke baumeln und urinierender Statisten. Sie wurde frenetisch gefeiert. Verglichen damit fiel der Beifall nach der ersten Premiere der Münchner Opernfestspiele geradezu gesittet aus. » weiterlesen