Theater
„Viva Las Vegas“ im GOP Varieté-TheaterEine andere Reise durch die Spielhölle der Welt
In Nevadas Sündenbabel gibt es Glamour-Boulevards, Casinos und Entertainment-Tempel, wie sie Videos des nächtlichen Las Vegas im GOP-Theater zeigen. Aber auch Kaschemmen und verkrachte Existenzen. Ein bisschen davon deutet die Varieté-Show „Viva Las Vegas“ an, die den Star-Glanz parodiert. » weiterlesen
Schattentheater "Fake [to] Pretend" im RationaltheaterLust auf noch mehr rauchende Ritter
Dinge werfen Schatten. Aber was ist, wenn man nur den Schatten sieht und nicht das Ding? Schattentheater hat in Asien Tradition, in Deutschland wird es als Figuren- und Objekttheater gern als Theater für Kinder abgetan. Vor 200 Jahren versuchte der Romantiker Achim von Arnim das Genre zu beleben und dichtete 1813 das satirische Märchen „Das Loch: oder Das wiedergefundene Paradies“. Durch das Loch als Lichtquelle, die Schatten zaubert, blickt Regisseur Benno Heisel mit „Artefakt“ auf die Entwicklung von Illusionstechnologien. » weiterlesen
Zu Sybille Kraffts Buch über bayerische VolksschauspielerMehr als nur Gaudi - ein Blick auf Urviecher und Parade-Bayern
In der Publikumsgunst stehen sie hier zu Lande meist ganz oben: die Volksschauspieler männlichen und weiblichen Geschlechts. Im übrigen Deutschland werden sie, selbst bei fehlendem Sprachverständnis, als Parade-Bayern gern gesehen. Viele hatten ihr Debut auf Vorstadt- oder Bauernbühnen. Vor langer Zeit war das „Platzl“ der passende Platz für weiß-blaue Gaudi. Einige konnten in Dialekt-Rollen bis zu den Kammerspielen und ins Residenztheater vordringen. Oder auch in die „Kleine Komödie“ am Maxdenkmal. Im Volkstheater an der Brienner Straße indes haben (einst) Ruth Drexel und Christian Stückl ein wahres Biotop für anspruchsvolle bayerische Schauspielerei entwickelt. » weiterlesen
Illusionsshow "Magic" im PrinzregententheaterMit und ohne Unterleib - es wohnt ein Zauber inne
Es ist ein Flirren und Schwirren, ein Fliegen und Schmiegen, Sich-Winden und Finden: ein Pas de deux, getanzt von zwei riesigen Seidentüchern. Silbergrau und orangerot zaubern sie zu Beginn der Illusionsshow „Magic!“ abstrakte Poesie auf die Bühne des Prinzregententheaters. » weiterlesen
"La forza del destino" mit Anja Harteros und Jonas Kaufmann an der StaatsoperVier Stunden herrlichste Musik, zwei Superstars - und die Frage, was der Regisseur gemeint haben könnte
Lustlos stochert Leonora in ihrem Essen herum. Schon zur Ouvertüre präsentiert Martin Kusej seine ersten Regie-Einfälle. Im Grunde könnte Verdis „La forza del destino“ eine Allerweltsgeschichte erzählen von einer jungen Frau, die einen Hallodri liebt, womöglich mit Migrationshintergrund, dafür aber nicht immer mit gutem Benehmen ausgestattet. Doch Opernschicksale haben ihre eigene Logik: Vater und Lover geraten aneinander. Es löst sich ein Schuss. Der Vater stirbt. Der Liebhaber flieht. Der Bruder schwört Rache. » weiterlesen
"Schande" in der Regie von Luk Perceval an den KammerspielenWas das Unrecht mit uns macht
Das Stück könnte auch Schuld und Sühne heißen. Denn darum geht es in dem Roman des Nobelpreisträgers J.M. Coetzee. Was die mehr als 40 Jahre herrschende Apartheids-Politik den Schwarzen in Südafrika angetan hat, erleben jetzt die Weißen - Demütigung und Erniedrigung. 1994 wurde die Rassentrennung aufgehoben, 1999 erschien Coetzes Roman „Schande“. Luk Perceval hat die sehr narrative Bühnenfassung von Josse De Pauw schon 2009 in Amsterdam inszeniert und sein Konzept nun in den Kammerspielen neu umgesetzt. Nach mehr als zwei Stunden Jubel für die bravourösen Darsteller. » weiterlesen
"Vom Zauber der Nachfrage" von Gesche Piening im i-campKunst im Kapital-Wahn mit erheblichem Umsatzeinbruch
Milch von glücklichen Kühen schmeckt uns. Jetzt kann man auch Kunst von glücklichen Künstlern genießen, sogar zertifiziert, verspricht die Firma Marktanteil. Die hat Gesche Piening gegründet und lädt unter dem verführerischen Titel „Vom Zauber der Nachfrage“ zur Firmenpräsentation im i-camp. Vermarktungsstrategien für Künstler - eine herrlich ironische Idee, leider auf der Bühne zu spröde verschenkt. » weiterlesen
Interview mit Marius von Mayenburg über Oscar Wildes "Bunbury oder...""Wir wollen das richtige Leben im falschen führen"
Es ist schon ein hanebüchener Schmarrn, aus dem Oscar Wilde 1895 seine Salonkomödie „Bunbury oder Von der Notwendigkeit, ernst zu sein“ gestrickt hat. Algernon hat sich den kranken Freund Bunbury erfunden, Jack den leichtlebigen Bruder Ernst. Beide dienen als Vorwand für Fluchten aus dem Alltag. Und die verrückte Volte zum Happy End nimmt das absurde Theater vorweg - kein Groschenroman würde sich soviel Kolportage trauen. Dem grandiosen Ironiker Oscar Wilde war der aberwitzige Plot nur hochelegantes Vehikel für satirische Kritik an der britischen High-Society. Marius von Mayenburg, Hausautor, Dramaturg und Regisseur an der Berliner Schaubühne, hat „Bunbury“ fürs Resi neu übersetzt und inszeniert. » weiterlesen
"Der Vorname" von Delaporte/de la Patellière im ResidenztheaterDa hört der Spaß auf
Adolphe oder Adolf? Wo ist der Unterschied? Muss man Adolf zwangsläufig mit Hitler ergänzen? Oder denkt man an den Helden von Benjamin Constants 1816 erschienenem Roman „Adolphe“? „Der Vorname“, den Vincent für seinen ungeborenen Sohn verkündet, löst einen bösen Familienstreit aus. Das Salonstück des französischen Autorenduos Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière im Residenztheater eifert Yasmina Rezas „Gott des Gemetzels“ nach, erreicht aber nicht dessen Qualität. Auch wenn sich am Ende vieles als Bullshit entpuppt, ist es keine Komödie. Aber von Stephan Rottkamp mit fünf glänzenden Schauspielern boulevardesk komisch inszeniert. » weiterlesen
Geschwister Pfister mit "Wie wär's, wie wär's" im VolkstheaterBaden in Nostalgie und böser Komik
„Vati, hol schon mal den Wagen“, sagt Mutti, und ab geht's im VW- Käfer ins Sehnsuchtsland der Deutschen. Mit ihrer neuen Schlagerrevue „Wie wär's, wie wär's?“ brechen die Geschwister Pfister in den 50er Jahren in die Toskana auf und landen nach einer Popmusik-Zeitreise Mitte der 70er in Roms heißester Disco. Wer damals jung war, kann sich nur entzückt kringeln über die Schmalz- und Schnulzen-Seligkeit, die Ursli und Toni Pfister, Fräulein Schneider und das Jo Roloff Trio beim Gastspiel im Volkstheater mit heiligem Ernst und unheiliger Ironie zelebrieren. » weiterlesen