Theater
Manfred Kröll präsentiert "Wilde Tendenzen" im i-campMal mehr Hirn. Und mal weniger.
Manchmal beneidet man als Kritiker die Zuschauer, die in der Pause flüchten können. So ein Theaterabend ist die dritte Ausgabe der Plattform „Wilde Tendenzen“, die der Münchner Choreograf Manfred Kröll alle zwei Jahre veranstaltet. Vier halbstündige Gastspiele zum Thema „The future is now - talk about your revolution“ hat Kröll geholt, und nach dem dritten regt sich der Fluchtinstinkt heftig. Aber der vierte Beitrag belohnt das Ausharren mit dem wundersam frischen Live-Kino „ZOOMWOOZ“ aus Barcelona. » weiterlesen
"Jetzt das Paradies. Eine Rehab-Oper" im Schwere ReiterAlles krank, alles. Nur die Oper ist immerhin stabil untot
Willkommen im Irrenhaus der Gesundheit! Das neueste Musiktheaterstück der Micro Oper München im Theater `Schwere Reiter´ nennt sich nämlich Rehab-Oper. Cornelia Melian und ihr Team widmeten sich darin der Schwester der Effizienz, der Krankheit, also der Gesundheit – etwa Operngesundheit? Nach Wagner ist das Wort ja eigentlich nicht denkbar. Eher war es doch: Spiel mir das Lied vom Burnout - sozusagen das Lied von der Rehabilitation ruinierter menschlicher Leistungsträger. Und zuletzt schien nach aller Krankheit einzig gesund: das Nichts. » weiterlesen
"Lumpazivagabundus" bei den Salzburger FestspielenBombenrolle, Rampensau - und doch bleibt der Nestroy auf der Strecke
Wenn Fortuna aussieht wie Angela Merkel, was kommt dann aus ihrem riesigen Füllhorn? Blaue Luftballons mit Euro-Zeichen. Am Politiker-Rednerpult vor dem EU-Sternenkranz handelt Feenkönig Stellaris diplomatisch die Wette zwischen Fortuna und Amorosa aus, ob Geld oder Liebe den Menschen glücklich machen. Aber nach der Polit-Parodie als Comedy-Einstieg setzt Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann in seiner Salzburger Festspiel-Inszenierung „Lumpazivagabundus“ ganz auf seine tollen Komödianten, auf wilden Stilmix und effektvollen Klamauk. » weiterlesen
"Die Jungfrau von Orleans" bei den Salzburger FestspielenAn den Grenzen der Verständlichkeit, vielleicht wurde etwas gewollt
Ein Hörspiel mit Beleuchtung? Könnte interessant sein in einer Experimentier-Reihe der Salzburger Festspiele. Aber Michael Thalheimers Schiller-Inszenierung „Die Jungfrau von Orléans“ wird als große Schauspiel-Produktion im Landestheater verkauft. Nach über zwei Stunden statischem Ausrufetheater gab's dort Buh-Chöre für Thalheimer. Das faire Premierenpublikum bejubelte immerhin Kathleen Morgeneyer für Johannas Standfestigkeit. » weiterlesen
Interview mit Anita Kupsch zu „Die Perle Anna“"Ich will mit dem Publikum spielen"
Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch: Als die Herrschaft Kurzurlaub macht, widmet sich „Die Perle Anna“ der Hausbar. Bis die Eheleute - jeder für sich mit einem fremden Partner - unerwartet zurückkommen in die vermeintlich sturmfreie Bude. Marc Camolettis Lustspiel gibt der schlauen Haushälterin alle Hände voll zu tun, um den Zusammenprall der Seitenspringer zu vermeiden. Eine Paraderolle für die Berliner Volksschauspielerin Anita Kupsch, die damit in der Komödie im Bayerischen Hof ihren Mutterwitz beweist. » weiterlesen
Jedermann in Salzburg mit Brigitte HobmeierZurück zum Everyman, doch es interessiert vor allem der Liebling der Saison
Eine Buhlschaft auf dem Fahrrad? Warum nicht? Gott hat gewiss nichts dagegen: Der ist diesmal in Salzburg ein zwölfjähriges Kind. Es steht in einem riesigen Trichter und steigt auf einen Stuhl, um dem Tod auf Augenhöhe zu begegnen. Erstmals bei den Festspielen inszenierte ein amerikanisch-britisches Regie-Duo den „Jedermann“. » weiterlesen
Stomp mit "...kommt!" im Circus KroneDer Tonne treu und immer wieder hinreißend komisch
Den wortlosen Soundtrack der Show könnte höchstens ein genialer Comic-Texter adäquat wiedergeben. „Stomp“ - Show und Truppe heißen gleich - ist eine unglaubliche Erfolgsstory, vergleichbar nur dem Siegeszug des zehn Jahre älteren Cirque du Soleil. » weiterlesen
Ludwig Thomas Schwank "Erster Klasse" aufgepeppt beim TollwoodMit der Bahn und Komik im Heute angekommen
Soviel Glück hat man selten bei der Bahn. Dieser IC landet zwar nicht im Hauptbahnhof, aber zielgenau beim Zuschauer. Eine erstklassige Kabarettistenriege hat zum 25. Tollwood-Jubiläum Ludwig Thomas 100-jährigen Schwank „Erster Klasse“ auf heutige Schienen gesetzt. Am Ende schäumte das Publikum vor Begeisterung genauso wie der Zug - in einer Waschstraße. » weiterlesen
„Die schönen Tage von Aranjuez“ im MarstallEwig unverstanden, und jetzt auch noch Handkes Altmännerfantasie
Das beste Bühnenstück von Peter Handke ist und bleibt „Die Stunde da wir nichts voneinander wussten“. Denn es kommt nach 60 Seiten Regieanweisungen ganz und gar ohne Worte aus. In seinem jüngsten Theatertext „Die schönen Tage von Aranjuez“ hingegen schlägt die Stunde, in der ein Mann alles wissen will von einer Frau, mit der er vermutlich einmal eine Beziehung hatte. Im Marstall inszenierte Daniela Löffner den „Sommerdialog“ (so Handkes Untertitel) als Wohnküchen-Geplänkel zwischen Weißwein und Gurkenschüssel. » weiterlesen
Stückl inszeniert Moses in OberammergauViel Pathos, wenig Erkenntnisgewinn beim süffigen Sandalenkino
Historienschinken im Breitwandformat: Christian Stückl bringt in Oberammegau den "Moses" in der Fassung von Feridun Zaimoglu als Uraufführung auf die Bühne des Passionsspielhauses, mit viel Pathos und satten Bildern, aber wenig Erkenntnisgewinn. » weiterlesen