Theater
Johan Simons inszeniert "Dantons Tod" in den KammerspielenWar dieser Typ nicht doch ein Feigling?
Vor 30 Jahren war der junge Pierre Bokma beim Regiedebüt von Johan Simons dabei. Bokma wechselte zu anderen Theatertruppen, spielte lang bei der Toneelgroep Amsterdam und erhielt gerade zum zweiten Mal den wichtigsten niederländischen Theaterpreis Louis d'Or. Johan Simons wurde ein bedeutender europäischer Regisseur und 2010 Intendant der Münchner Kammerspiele. Seitdem ist Pierre Bokma dort fester Gast. Er erzählt: „Nach fast 20 Jahren haben wir uns wieder getroffen und auf einem Bierfilz den Vertrag gemacht, wieder zusammenzuarbeiten. Das tun wir seitdem kontinuierlich.“ Nun inszeniert Simons „Dantons Tod“ von Georg Büchner, Bokma spielt den Danton. » weiterlesen
Lambert Hamel über Tina Laniks "Hotel Capri" im Cuvilliéstheater"Es geht darum, was Sehnsucht bedeutet"
Zwei Jahre hat man ihn in München vermisst. Aber schon vor dem Resi-Abschied von Dieter Dorn, zu dessen Ensemble er seit 1974 gehörte, wusste Lambert Hamel, dass er auch unter Dorns Nachfolger Martin Kusej am Resi arbeiten würde. Jetzt ist das passende Stück da. In „Hotel Capri“ von Thomas Jonigk spielt Hamel den alternden Werner von Späth, der in einem schäbigen Pensionszimmer seinen Jugendgeliebten wiedersehen will. » weiterlesen
„The King's Speech“ in der Komödie im Bayerischen HofDas ist doch wirklich mal der Rede wert
Der alte Grieche Demosthenes soll sich seine Sprachstörung mit Kieselsteinen im Mund abtrainiert haben. Der Herzog von York und spätere englische König George VI. fand 1925 einen Sprechtherapeuten, der aus dem Stotterer Albert einen passablen Redner machte und lebenslang sein Coach blieb. Nach dem oscargekrönten Welterfolg des Films „The King's Speech“ 2011 drängt jetzt auch das ursprüngliche Theaterstück des Drehbuchautors David Seidler auf die Bühnen. In der Komödie im Bayerischen Hof inszeniert Regisseur Helmuth Fuschl, Götz Otto meistert die Herausforderung des Handicaps überzeugend. » weiterlesen
CADAM fragt im Einstein nach FrauenbildernGermania, wer bist du wirklich?
Es riecht appetitlich nach frischer Wäsche, als wäre man mitten in einem duftenden Werbespot für Weichspüler. An mehreren Leinen hängt Damenwäsche, von Dessous bis Tanzkleidchen. Darunter beschwört der Performer Martin Hansen tanzend und redend „Germania - Next Topmodel“. Das junge Münchner Künstlerkollektiv CADAM versammelt in seinem Text deutsche Frauenbilder der letzten 200 Jahre, leider ohne erkennbaren Nutzwert. » weiterlesen
"Orest" von John von Düffel am ResidenztheaterRunter aufs Menschenmaß, in jeder Hinsicht
Vergiss die Götter! Sie dienen den Menschen nur als faule Ausrede, um die Verantwortung abzuschieben. Weshalb Orest seine Beschwörungsfloskeln von Apollos Auftrag zum Muttermord schließlich selbst nicht mehr glaubt und mit dem Finger auf seine Schwester deutet. David Bösch inszenierte im Residenztheater „Orest“ von John von Düffel, der nach Sophokles, Aischylos und Euripides die antike Atriden-Tragödie neu gedichtet und ganz ohne Götter auf ein Geschwister-Drama reduziert hat. Nach wechselhaften drei Stunden viel Applaus für Shenja Lacher und Andrea Wenzl. » weiterlesen
Ruth Geiersberger in der Staatlichen MünzsammlungInnehalten ist ihr Lieblingswort
Sie findet überall eine Bühne: im Bahnhof, auf Baustellen, in Kirchen und im Zoo. Ruth Geiersberger macht alle diese Orte zu Bühnen für ihre „Verrichtungen“. So nennt sie ihre kleinen, feinen Kunst-Aktionen. Sie liebt es still und leise und siedelt deshalb ihre Feldforschungen über Begriffe wie Heimat oder Idylle unauffällig in Umgebungen an, wo man dergleichen nicht erwartet. Heute beginnt ihr von einer Japan-Reise inspiriertes Projekt „sososososo... Andachtsübungen“. » weiterlesen
Manfred Kröll präsentiert "Wilde Tendenzen" im i-campMal mehr Hirn. Und mal weniger.
Manchmal beneidet man als Kritiker die Zuschauer, die in der Pause flüchten können. So ein Theaterabend ist die dritte Ausgabe der Plattform „Wilde Tendenzen“, die der Münchner Choreograf Manfred Kröll alle zwei Jahre veranstaltet. Vier halbstündige Gastspiele zum Thema „The future is now - talk about your revolution“ hat Kröll geholt, und nach dem dritten regt sich der Fluchtinstinkt heftig. Aber der vierte Beitrag belohnt das Ausharren mit dem wundersam frischen Live-Kino „ZOOMWOOZ“ aus Barcelona. » weiterlesen
"Jetzt das Paradies. Eine Rehab-Oper" im Schwere ReiterAlles krank, alles. Nur die Oper ist immerhin stabil untot
Willkommen im Irrenhaus der Gesundheit! Das neueste Musiktheaterstück der Micro Oper München im Theater `Schwere Reiter´ nennt sich nämlich Rehab-Oper. Cornelia Melian und ihr Team widmeten sich darin der Schwester der Effizienz, der Krankheit, also der Gesundheit – etwa Operngesundheit? Nach Wagner ist das Wort ja eigentlich nicht denkbar. Eher war es doch: Spiel mir das Lied vom Burnout - sozusagen das Lied von der Rehabilitation ruinierter menschlicher Leistungsträger. Und zuletzt schien nach aller Krankheit einzig gesund: das Nichts. » weiterlesen
"Lumpazivagabundus" bei den Salzburger FestspielenBombenrolle, Rampensau - und doch bleibt der Nestroy auf der Strecke
Wenn Fortuna aussieht wie Angela Merkel, was kommt dann aus ihrem riesigen Füllhorn? Blaue Luftballons mit Euro-Zeichen. Am Politiker-Rednerpult vor dem EU-Sternenkranz handelt Feenkönig Stellaris diplomatisch die Wette zwischen Fortuna und Amorosa aus, ob Geld oder Liebe den Menschen glücklich machen. Aber nach der Polit-Parodie als Comedy-Einstieg setzt Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann in seiner Salzburger Festspiel-Inszenierung „Lumpazivagabundus“ ganz auf seine tollen Komödianten, auf wilden Stilmix und effektvollen Klamauk. » weiterlesen
"Die Jungfrau von Orleans" bei den Salzburger FestspielenAn den Grenzen der Verständlichkeit, vielleicht wurde etwas gewollt
Ein Hörspiel mit Beleuchtung? Könnte interessant sein in einer Experimentier-Reihe der Salzburger Festspiele. Aber Michael Thalheimers Schiller-Inszenierung „Die Jungfrau von Orléans“ wird als große Schauspiel-Produktion im Landestheater verkauft. Nach über zwei Stunden statischem Ausrufetheater gab's dort Buh-Chöre für Thalheimer. Das faire Premierenpublikum bejubelte immerhin Kathleen Morgeneyer für Johannas Standfestigkeit. » weiterlesen