Theater
Surreales Schweben mit "Santa Sangre oder Das Schwert des Damokles" in der Schauburg
Der Elefant ist tot. Man singt ihm ein Abschiedslied und stellt eine kleine Gips-Figur von ihm auf. Aber wie soll's ohne diese Attraktion weitergehen mit dem Wanderzirkus? Der Direktor schleudert verweifelt seine Messer auf rote Herzen, die Hochseil-Diva zickt, nur der Zauberer sorgt mit dem Besen und unerschütterlicher Gelassenheit für Ordnung. Auf dem schmalen Grat zwischen Lächeln fürs Publikum und Zoff hinter den Kulissen balanciert » weiterlesen
„Under Milk Wood“: Spiel für Stimmen
Am 9. November 1953 starb Dylan Thomas. Etwas mehr als zwei Monate nach dem Tod des Dichters, am 25. Januar 1954, sendete Radio BBC „Under Milk Wood“, ein Spiel für Stimmen. „Unter dem Milchwald“, in der kongenialen Übersetzung von Erich Fried, wurde jetzt von Schauspieler und Sprecher Jo Vossenkuhl sowie 13 Kollegen im „Schwere Reiter“ wunderbar zum Klingen gebracht. » weiterlesen
Materialschlacht um den Nazi-Opa: Raphael Dwingers "Nestbeschmutzung"
Opa war ein Nazi. Es gibt heute kaum jemanden in Deutschland, der das nicht über seine Vorfahren sagen müsste. Der 24-jährige Münchner Schauspieler Raphael Dwinger hat den toten Großvater, den er nie persönlich traf, in den Bücherregalen des Elternhauses sogar jederzeit präsent: Edwin Erich Dwinger (1898 - 1981) war einer der erfolgreichsten Schriftsteller in Weimarer Republik und Nationalsozialismus. Heute wird der kurz nach dem Krieg als „Barde der Baltikum-Kämpfe und der sibirischen Kriegsgefangenschaft“ gehandelte Autor nur noch auf dunkelbraunen Internetseiten lobend erwähnt.
Der Enkel ging zusammen mit dem Regisseur Tobias Ginsburg Fragen nach wie » weiterlesen
Europäischer Glanz für ein Münchner Theaterfestival - Ein Rückblick auf "Radikal jung"
Die Augenringe bilden sich langsam zurück, das Volkstheater hat die verkauften Tickets ausgezählt, und Regisseurin Nicole Oder ist mit den 2500 Euro Preisgeld für „Arabqueen wieder im „Heimathafen Neukölln“ in Berlin eingelaufen. Zeit für eine kleine Nachbetrachtung der siebten Auflage des „Radikal jung“ Festivals am Münchner Volkstheater. » weiterlesen
Stefan Pucher zieht mit Texten von Rainald Goetz durch die Münchner Nacht - „Mjunik Disco“ im Werkraum der Kammerspiele
Das kann man als Münchner eigentlich schon mal gut finden. Man darf noch mal die Gedanken denken, die Rainald Goetz damals gedacht haben muss, so in den Neunzigern, auf der Wiese hinter dem Pulverturm, im Soul-City, im Englischen Garten, in dem kleinen Fiat von der Kathi mit dem Lokalanästhetikum im Mund, das so unglaublich geballert hat. » weiterlesen
"Heute hört man andere Musik und nimmt andere Drogen, aber das Erlebnis, eine Zeit lang im Club zu leben, ist übertragbar"
Wie sich das Münchner Nachtleben von 1949 bis ins Techno-Zeitalter entwickelt hat, dokumentierte 2008 das Bilderbuch „Mjunik Disco“. Jetzt zeigen die Münchner Kammerspiele eine gleichnamige Inszenierung von Stefan Pucher. Seine Inszenierung stützt sich jedoch vor allem auf Rainald Goetz' Aufzeichnungen „Rave“, die als „Lob der Kybernetik“ veröffentlichten FSK-Songtexte von Thomas Meinecke und Andreas Neumeisters Buch „Gut laut. Version 2.0“. Die Songs wählte der Popmusiker Christopher Uhe aus. Wir haben uns mit ihm über „Mjunik Disco“ unterhalten. » weiterlesen
Angestrengtes Spuk-Geschwurbel: Uraufführung von "Alpsegen" in den Kammerspielen
Wahrlich kein Reigen seliger Geister: Auf Knien rutschen sie immer wieder als Bittprozession über die Bühne und purzeln kopfüber von der Rampe. Höchst unselig sind die Lebenden, Halb-Toten und mythischen Sagen-Gespenster, die Feridun Zaimoglu und Günter Senkel im Auftrag der Kammerspiele zum „Alpsegen“ vom Land in die Stadt München beschworen haben. Was es dort will und soll, weiß das Autoren-Duo ebenso wenig wie der Uraufführungs-Regisseur Sebastian Nübling. Er inszenierte einen miefig-religiösen Spuk, der nur nach bayerisch-folkloristischer Geisterbahn aussieht. » weiterlesen
Aufbegehren im "Fatherland"
Vater und Tochter, eingesperrt in einen Kellerraum und ihre geheimnisvolle Beziehung: Caroline Steinbeis gastiert bei „Radikal Jung“ mit Tom Holloways „Fatherland“ und erklärt, dass die Engländer ihre Überväter nicht morden. » weiterlesen
Es ist Zeit, zu verurteilen - Vatermord im Volkstheater
Auf einem Trip in die deutsche Befindlichkeit: Mit seiner Inszenierung von „Vatermord“ nach dem Stück von Arnolt Bronnen sprengt Robert Borgman ein Stück, das seinerseits den Rahmen sprengte. Eine verstörende, manchmal sperrige Collage, deren Teile der Zuschauer vielleicht noch Tage später in sich zusammenzufügen sucht. Nichts für Theaterflaneure, dieses Gastspiel des Centraltheaters Leipzig beim Festival „Radikal jung“. » weiterlesen
Alice im Internet
Alice findet diesmal nicht mehr aus dem Wunderland: Mit „reset : life“ hat der belgische Regisseur Fabrice Murgia ein düsteres Stück über Einsamkeit in die Münchner Reithalle gestellt. Die Produktion des Theatre National Brüssel verstörte nicht wenige Besucher des Festivals „Radikal jung“. » weiterlesen