Theater
Saisonstart mit "Moses" im VolkstheaterBoatpeople auf dem Weg nach Zion
Das Stück könnte ein Renner vor allem beim jungen Publikum werden: Mit Simon Solbergs "Moses", einem "Mash-up-Musical", startete die junge Truppe des Münchner Volkstheaters flott, trashig und mit vielen Bezügen zur Gegenwart in die neue Spielzeit. » weiterlesen
Wiebke Puls über "Orpheus steigt herab""Es sind zwei Opfer, die sich mit unheimlichen Reibungen annähern"
Eine Lady ist sie nicht, sie heißt nur so. Mit Vornamen. Lady ist die italienische Frau des weit älteren Dorf-Tycoons Jabe Torrance und führt in dem Südstaaten-Kaff Two River County (Zweistromland!) einen Kramerladen. Autor Tennessee Williams schickt ihr einen fremden jungen Mann mit Schlangenleder-Jacke und Gitarre zu Hilfe. Val erweckt die seelisch verhungerte Lady zu neuem Leben - wie einst Orpheus mit Lyra und Gesang seine tote Eurydike. Wer den Mythos kennt, weiß, dass das nicht gut ausgeht. Ein Interview mit Wiebke Puls, die in "Orpheus steigt herab" in den Kammerspielen die Lady spielt. » weiterlesen
Ibsens "Peer Gynt" in SalzburgEin Rockstar auf popbunter Weltreise-Revue
PG ist ein Rockstar. In hautengen Gold-Glitzer-Hosen röhrt er Songs von Iggy Pop, die dieser extra für ihn geschrieben hat. Er hampelt herum wie Mick Jagger, lässt sich in der Afterparty von Groupies betatschen und gibt in der Pressekonferenz das arrogante Weltruhm-Arschloch, das besoffen und bekifft jede Bodenhaftung verloren hat. » weiterlesen
Hacking Wagner bei den Opernfestspielen"U-Boote dürfen die Deutschen liefern, aber keinen Wagner"
Es ist ein schier unerschöpfliches Thema: Warum tut man sich in Israel so schwer, die Musik Richard Wagners zu akzeptieren? Saar Magal fand die nicht enden wollende Diskussion darüber offenbar so interessant, dass sie beschloss, dazu einen Theaterabend beizusteuern: „Hacking Wagner“ nennt sie ihre Performance, die jetzt von der Bayerischen Staatsoper als Teil des „Rund um den Ring“ -Programms der Münchner Opernfestspiele im Haus der Kunst uraufgeführt wurde. » weiterlesen
"Prinz Friedrich von Homburg" in SalzburgPsychoduell auf verbrannter Erde
Mit einem Paukenschlag, einem ganz leisen, endet Andrea Breths Inszenierung "Prinz Friedrich von Homburg" im Salzburger Landestheater. Man braucht einige Sekunden, um zu begreifen, dass der Titelheld tot ist. „Die Freude tötet ihn!“, ruft seine Braut Natalie, als Homburg - unversehens vor seiner erwarteten Hinrichtung gerettet und als Sieger der Schlacht von Fehrbellin gefeiert - in Ohnmacht fällt. Die Regisseurin nimmt den Satz wörtlich. Noch einmal erwacht Homburg: „Ist es ein Traum?“ Dann fällt er zurück - in ewige Traumlosigkeit » weiterlesen
"Kleist oder das absolute Ich" im i-campWahnsinn der Freiheit
Im Trippel-Trab tänzelt ein Mann durch den schwarzen, leeren Raum, will dauernd etwas erhaschen wie ein Schmetterlingsfänger. Der Glückssucher erbeutet nur Zettel mit allen möglichen National-Varianten des Namens Katharina. Und landet bei Käthchen - dem von Heilbronn. Des Dichters Heinrich von Kleist, der 1811 eine Freundin und sich selbst erschoss, haben im vergangenen Kleist-Jahr viele Theater mit Aufführungen gedacht. Aber George Froscher forscht in seiner neuen FTM-Produktion „Wahnsinn der Freiheit - Kleist oder das absolute Ich“ im i-camp nach Kleists sexueller Identität - aufgrund von dessen Briefen. » weiterlesen
"Tosca" bei den OpernfestspielenEin Rocker in der Engelsburg - Bryn Terfel mit starkem Auftritt
Es war einmal guter Brauch, da wurde bei den Münchner Opernfestspielen vor allem den Hausgöttern Wagner und Richard Strauss gehuldigt. Puccinis reißerischer Politkrimi "Tosca" kam eher selten vor. Doch die Zeiten haben sich geändert. » weiterlesen
Bergmanns "Persona" im Marstall - Die KritikEkstase der Verzweiflung und Gewalt - Wie ein Regiekonzept nicht aufgeht
"Guten Tag, Frau Vogler. Ich bin Schwester Alma." Vier Mal nähert sich die Pflegerin in verschiedensten Modulationen ihrer neuen Patientin. Sie erntet nicht einmal einen Blick. Die berühmte Schauspielerin Elisabet Vogler hat plötzlich aufgehört zu sprechen. Sie ist gesund - aber verweigert jeden Kontakt. » weiterlesen
Psycho-Duell "Persona" kommt in den Marstall„Was bedeutet es, wenn jemand schweigt?" - Ein Experiment zwischen zwei Sprachen
Wenn wir im Deutschen von einer Person sprechen, meinen wir einen Menschen. Das lateinische Ursprungswort Persona bezeichnet aber die Maske eines Schauspielers: Durch die ließ der Darsteller seine Rolle hindurchtönen (personare). Den doppeldeutigen Begriff umkreist Ingmar Bergmans Film „Persona“ von 1966. » weiterlesen
"Antonius und Cleopatra" in OberammergauMit bairisch gerolltem "R" bis an die Grenzen der Laienkunst
So düster hat man sich den Nil und seine Ufer nie vorgestellt: Vor einer dunklen Pyramide ergießt sich schwarzer Sand über rote Stufen, begrenzt von Palmen. Davor sprudelt bei sexuellem Bedarf ein Springbrunnen, in dem das Liebespaar Antonius und Cleopatra sein Lust-Mütchen kühlt. Ganz schön gewagt, was Bühnenbildner Stefan Hageneier und Regisseur Christian Stückl da auf die Breitwandbühne des Oberammergauer Passionstheater wuchten. » weiterlesen